Vakuum im Kopf: Wie kognitive Dissonanz die Marktstraße erfand

In Loitz wird eine Bürgersprechstunde zur Bühne kollektiver Angst. Ohne Beweise, aber mit starken Bildern entsteht ein Narrativ, das eine Straße in ein Symbol verwandelt – ein mentaler Brennpunkt im Kopf, nicht auf der Straße.

Sep 12, 2025 - 11:49
Sep 13, 2025 - 20:22
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Kapitel 4: Verstärkung durch Wiederholung
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Kapitel 4: Verstärkung durch Wiederholung

Von da an läuft die Maschinerie wie von selbst. Das Vakuum wird mit immer dichteren Worten gefüllt. Jeder Beitrag legt eine weitere Schicht über die fehlenden Beweise. Je öfter die Bilder wiederholt werden, desto realer wirken sie. Es entsteht ein kollektiver Rhythmus: erzählen – nicken – bekräftigen – weitertragen.

Und wie jede gute Erzählung findet auch diese schnell den Weg über die Grenzen des Saals hinaus. Regionale Medien greifen die Stichworte auf, und wenig später sendet auch der NDR. Familien wie Daus oder Pust tauchen dort noch als Stimmen auf – aber ihre Rolle verblasst. Im medialen Echo zählt nicht mehr, wer genau spricht, sondern nur noch was gesagt wird. Namen verschwimmen, Details verschwinden, das Spiel der Figuren wird austauschbar.

Am Ende bleibt nur noch die Pointe, die alles bündelt: Pust oder Daus: Die Maus vom Brückenwärterhaus.

Damit macht es endgültig „Bum“: Aus einer Reihe unpräziser Stimmen ist ein kollektives Narrativ geworden – ein Bild von der Marktstraße, das lauter wirkt als alle Beweise, die nie vorgelegt wurden. Und genau hier beginnt die nächste Verschiebung: Aus Geschichten einzelner Nachbarn wird ein Symbol, das nicht mehr an Personen hängt, sondern an einem Namen – Marktstraße.


Kognitive Dissonanz im öffentlichen Raum


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Teil 1: 1 · 2 · 3 · 4 · 5 · 6 · 7

Teil 2: 1 · 2 · 3 · 4 · 5 · 6 · 7 · 8

Teil 3: 1 · 2 · 3 · 4 · 5 · 6 · 7


Inhaltsverzeichnis: Teil 1 · Teil 2 · Teil 3


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