Vakuum im Kopf: Wie kognitive Dissonanz die Marktstraße erfand

In Loitz wird eine Bürgersprechstunde zur Bühne kollektiver Angst. Ohne Beweise, aber mit starken Bildern entsteht ein Narrativ, das eine Straße in ein Symbol verwandelt – ein mentaler Brennpunkt im Kopf, nicht auf der Straße.

Sep 12, 2025 - 11:49
Sep 13, 2025 - 20:22
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Kapitel 3: Erste Stimmen – die Geburt des Narrativs
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Kapitel 3: Erste Stimmen – die Geburt des Narrativs

Die ersten Wortmeldungen bestimmen, wohin die Reise geht. Es ist Thomas D., der früh die Bühne für sich beansprucht. Seine Rede ist kein nüchterner Bericht, sondern eine Inszenierung: Er spricht von dauerhafter Belastung, von einer Straße, die angeblich aus dem Ruder gelaufen sei. Keine konkreten Daten, keine Protokolle – aber eine Stimme, die Gewicht beansprucht.

Damit setzt er den Ton für den Abend. Er füllt das Vakuum der fehlenden Beweise mit Bildern, die so vage sind, dass sie jeder für sich ausschmücken kann – und so eindringlich, dass sie hängen bleiben. Wer zuhört, hört nicht Fakten, sondern Atmosphären. Und genau das verfängt: Je weniger Konkretes gesagt wird, desto mehr rücken Gefühle in den Vordergrund.

Hier kommt der Moment, an dem Sigrid D. ins Spiel tritt. Sie erzählt nicht mehr von einer Straße mit Konflikten, sondern von konkreten Szenen: Steine, die gegen Fenster fliegen, Männer, die an ihre Hauswand urinieren, nächtlicher Terror. Bilder, die so plastisch sind, dass sie jeder im Saal sofort vor Augen hat. Genau hier „kippt“ der Abend: Das Narrativ hat jetzt nicht nur Schlagworte, sondern ein Gesicht und eine Geschichte.


Kognitive Dissonanz im öffentlichen Raum


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Teil 1: 1 · 2 · 3 · 4 · 5 · 6 · 7

Teil 2: 1 · 2 · 3 · 4 · 5 · 6 · 7 · 8

Teil 3: 1 · 2 · 3 · 4 · 5 · 6 · 7


Inhaltsverzeichnis: Teil 1 · Teil 2 · Teil 3


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