GEDANKENDUSCHE: Kein Verbot. Kein Beweis. Nur ein Beitrag.
Gedankendusche hinterfragt mediale Erzählungen über eine Großfamilie in Loitz. In poetischer Sprache zeigt die Gedankendusche, wie Ausgrenzung nicht durch Verbote, sondern durch Schweigen, Wiederholung und ein zustimmendes Kopfnicken entsteht.

Sechs Minuten Fernsehen.
Ein Titel, der hängen bleibt: „Ärger um Großfamilie in Loitz“.
Mehrmals verwendet, wiederholt abgedruckt, im Netz geteilt.
Keine andere Perspektive. Kein Widerspruch im Bild.
Nur: sechs Loitzer Familien, ein Mikrofon - und viele Vorwürfe.
Manche nennen das Journalismus.
Andere: einseitige Erzählung mit Wiedererkennungswert.
Und so beginnt die Ausgrenzung, nicht mit einem Verbot – sondern mit einem Kopfnicken.
Ein Nicken im Fernsehstudio, wenn einer sagt: „So geht’s nicht weiter“ –
ohne dass jemand fragt, wie es eigentlich war.
Ein Nicken in der Gemeinde, wenn niemand widerspricht –
obwohl längst dokumentiert ist,
dass die Tür von außen zugeklebt wurde.
Dass der Fensterwurf nicht von innen kam.
Dass die Anzeige gegen Unbekannt gestellt wurde –
gegenüber der betroffenen Familie, nicht durch sie.
Ein Nicken auf der Couch,
wenn das Wort „Großfamilie“ im Beitrag fällt –
als wäre es ein Problem.
Ein Nicken im Kommentarbereich,
wo ein Vorwurf zum Fakt wird,
weil sich niemand mehr die Mühe macht, nachzulesen,
was längst in den Akten steht.
Und irgendwann nicken auch die,
die eigentlich nichts gegen irgendwen haben.
Die, die einfach nur ihre Ruhe wollten.
Die, die keine Täter sind –
aber still geworden sind,
weil laut sein anstrengender ist als leise zustimmen.
Doch was, wenn das Falsche so oft wiederholt wird,
dass das Richtige leiser wird?
Was, wenn sich Schweigen nicht mehr nach Frieden anfühlt –
sondern nach Zustimmung?
Dann braucht es keine Schilder mehr.
Kein Verbot.
Kein Gesetz.
Dann reicht ein Nicken.
Und ein Beitrag.
Sechs Minuten.
Wieder und wieder.
Bis auch die Kinder verstanden haben,
wo sie nicht willkommen sind.
Wie ist Ihre Reaktion?






