Verloren im Wahlkreis: Wenn Verwaltung und Wahlrecht nicht mehr zusammenpassen

Loitz gehört verwaltungsmäßig zu Vorpommern-Greifswald - liegt wahlrechtlich aber in einem Wahlkreis, der zwei Landkreise überschreitet. Diese fehlende Übereinstimmung betrifft landesweit 17 % der Wahlberechtigten. Es braucht eine Reform.

Jul 8, 2025 - 08:00
Jul 8, 2025 - 08:01
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Verloren im Wahlkreis: Wenn Verwaltung und Wahlrecht nicht mehr zusammenpassen
Zerrissen in den Grenzen - im Spannungsfeld von Identität und Zugehörigkeit im Wahlkreis ohne klare Abgrenzung.
Loitz bleibt ein Beispiel für strukturelle Brüche im Landeswahlrecht

Juli 2025 – In der Stadt Loitz fällt seit Jahren eine Diskrepanz auf, die auch auf Landesebene zunehmend als strukturelles Problem erkannt wird: Obwohl Loitz seit der Kreisgebietsreform 2011 verwaltungsmäßig zum Landkreis Vorpommern-Greifswald gehört, ist es bis heute Teil eines Landtagswahlkreises, der große Teile des benachbarten Landkreises Mecklenburgische Seenplatte umfasst.

Diese sogenannte fehlende Übereinstimmung zwischen Wahlkreis und Landkreisgrenze betrifft nicht nur Loitz. Landesweit leben rund 17 % der Wahlberechtigten in Wahlkreisen, die über Kreisgrenzen hinweg gezogen sind. Zwar handelt es sich dabei nur um etwa 1,4 % der Gemeinden, doch viele davon – wie Demmin, Güstrow oder Stralsund – erfüllen zentrale regionale Funktionen oder waren vormals Kreisstädte mit eigenem Profil.

In Loitz stellt sich seither regelmäßig die Frage: Warum sollen Bürger:innen ihre Erststimme für Kandidat:innen eines Wahlkreises abgeben, der nicht dem Landkreis entspricht, in dem sie wohnen – und dessen Schwerpunkt außerhalb ihres unmittelbaren Lebensraums liegt?

Diese strukturelle Unschärfe erschwert eine verlässliche politische Repräsentation. Sie führt in ländlichen Regionen nicht nur zu Irritationen, sondern auch zu wachsender Distanz gegenüber politischen Prozessen – insbesondere dort, wo das Vertrauen in regionale Zugehörigkeit und demokratische Nähe eine entscheidende Rolle spielt.

Im Land beginnen derzeit erste Gespräche mit regionalen Vertreter:innen über eine mögliche Reform der Wahlkreisstruktur. Ziel ist es, die Landtagswahlkreise künftig wieder stärker an den bestehenden Landkreisgrenzen auszurichten – um politische Zuständigkeiten nachvollziehbarer zu machen und die regionale Identität zu stärken.

Ob und wann eine öffentliche Anhörung in Loitz stattfindet, ist derzeit offen. Klar ist jedoch: Die politische Landkarte Mecklenburg-Vorpommerns wird sich verändern – und Orte wie Loitz stehen dabei im Zentrum der Debatte.

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