Die Badeanstalt Loitz - Was uns verbindet. Und was bleibt.

Ein Freibad am Rand der Stadt wird zur Bühne für Erinnerung, Wandel und Gemeinschaft. „Die Badeanstalt Loitz“ ist ein literarischer Text über Sichtbarkeit, Zusammenhalt und die Frage: Was bleibt, wenn Orte verschwinden?

Jul 10, 2025 - 11:26
Jul 10, 2025 - 11:27
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Die Badeanstalt Loitz - Was uns verbindet. Und was bleibt.
Verlassene Erinnerung am Beckenrand – die stille Badeanstalt als Lost Place zwischen Vergessen, Verfall und vergangenem Sommergefühl.

Vielleicht ist das das Besondere: Schwimmen gegen den Strom

Von außen sieht man nur ein Freibad.
Ein Becken.
Ein Zaun.
Ein paar Bäume.
Nichts Besonderes, denkt man vielleicht.

Aber wer einen Sommertag in der Badeanstalt Loitz erlebt hat, weiß:
Hier ist mehr als Trubel.
Hier lebt Erinnerung.

Hier geht es um das Gefühl von Sommer.
Um Kindheit.
Um Mutproben.
Um den Bauchklatscher vom Beckenrand –
im Nichtschwimmerbecken.

Um das erste Eis auf der Wiese.
Um das „Komm, trau dich!“
Und manchmal – ganz leise –
fühlt man sich hier als Teil von etwas Größerem.
Von einer Geschichte, die weitergeht.

Die Sache mit dem Filter

Natürlich sieht es auf dem Papier anders aus.
Der Filter ist kaputt.
Die Technik alt.
Alles kostet mehr.
Das Minus wird jedes Jahr größer.

Also fragen manche in der Stadt:
„Brauchen wir das noch?“
„Können wir uns das leisten?“

Andere sagen:
„Wenn solche Orte verschwinden –
was bleibt dann noch?“

Denn es geht nicht nur ums Geld.
Es geht um Gemeinschaft.
Um einen Ort, an dem wir uns begegnen.
Ohne Termin.
Einfach so.
Mensch sein, miteinander.

Ein kleiner Klick – und alles wird sichtbar

Im Frühling 2023 wurde das Freibad auf Google Maps umbenannt.
Jetzt heißt es: Badeanstalt Loitz.
Ein kleiner Klick.
Ein neuer Name.

Doch plötzlich passiert etwas:
Tausende suchen danach.
Der Ort wird sichtbar –
im Netz
und in den Köpfen.

Denn was man online nicht findet,
das vergisst man.
Und was vergessen wird – verschwindet.

Loitz zeigt sich.
Und wird gesehen.

Kosten. Kontroversen. Kompromisse.

Alte Technik kostet.
Altes Personal auch.
Viele helfen mit.
Ehrenamtlich.
Mit Spenden.
Mit Zeit.

Und ja – es wird gestritten.
Laut manchmal.
Emotional.
Aber das ist gut.
Denn:
Wo gestritten wird,
da ist etwas noch nicht egal.

Die Frage bleibt:
Brauchen wir das wirklich noch?
Oder reicht Fernseh am Wochenende?

Ist das hier ein teures Hobby –
oder eine Investition in das,
was uns verbindet?

Mehr als ein Ort – eine Einladung

Über 200.000 Klicks in zwei Jahren.
Für eine kleine Badeanstalt.
Für einen Ort am Wegesrand.

Aber: Wer sucht, findet hier nicht nur Wasser.
Nicht nur Gras, das drüber wachsen soll.
Sondern Erinnerung. Gefühl.
Und eine Einladung, zurückzukommen.

Und jetzt?

Vielleicht ist das das Besondere an der Badeanstalt Loitz:
Sie war immer beides.
Ein Stück Heimat.
Ein Stück Zukunft.

Ein Ort, an dem Kinder schwimmen lernen.
Und Erwachsene spüren,
wie sehr Begegnung fehlt –
wenn sie plötzlich nicht mehr möglich ist.

In einer Welt,
die schneller wird,
voller,
teurer –
stellt sich eine einfache Frage:

Was wollen wir bewahren?

Die Badeanstalt gibt keine schnellen Antworten.
Aber sie erinnert uns:

Es lohnt sich, gemeinsam zu schwimmen.
Auch gegen den Strom.

Denn manchmal geht es nicht nur ums Wasser.
Sondern darum,
was uns trägt.
Was uns verbindet.
Und was bleibt.

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