Schatten werfen kein Licht - Warum Loitz mehr braucht als Masken

Loitz wählt - und damit mehr als nur ein Amt. Dieser Beitrag fordert Verantwortung, Haltung und Ideen. Wer nur weiterreicht, führt nicht. Wer gestalten will, muss mehr bieten als Verwaltung. Loitz braucht ein Gesicht, ein Anfang, ein eigenes Leitbild.

Jul 6, 2025 - 08:28
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Schatten werfen kein Licht - Warum Loitz mehr braucht als Masken
Loitz braucht ein Gesicht - nicht die Masken anderer. Wer nicht führt, trägt nur die Rolle, die andere ihm zugedacht haben.

Es ist Bürgermeisterwahl in Loitz. Ein ganz normaler Sonntag, könnte man sagen. Doch heute liegt etwas in der Luft, das man nicht riechen, aber spüren kann. Vielleicht ist es die leise Spannung an einem Morgen wie ein Zwischenton: feucht, klamm, die Straßen glänzen – als hätte die Stadt selbst kurz gezögert und die Träne bereits im Gesicht. Vielleicht ist es das kurze Innehalten, wenn man mit dem Stimmzettel in der Hand vor dem Wahllokal steht. Heute entscheidet Loitz – nicht einfach nur über ein Amt, sondern über Richtung, Haltung und Verantwortung.

Ein neues Stadtoberhaupt wird gewählt. Eine neue Bürgermeisterin oder ein neuer Bürgermeister. Für manche ist es eine Formalie, ein Kreuz auf Papier. Für andere ein Moment mit Bedeutung, ein Ausdruck von Vertrauen oder Misstrauen, von Hoffnung oder Skepsis. Doch was genau steht heute eigentlich zur Wahl? Nur ein Name? Nur ein Gesicht auf einem Plakat?

Nein. Es geht um mehr. Viel mehr. Es geht um die Frage, wie diese Stadt in den kommenden Jahren geleitet werden soll. Wer die Verantwortung trägt. Wer zuhört, wer entscheidet. Wer nicht nur auf die Verwaltung zeigt, sondern selbst handelt. Wer nicht Probleme weitergibt, sondern bereit ist, sich die Hände schmutzig zu machen, wenn es sein muss.

Denn genau das ist heute gefragt: Handlungsbereitschaft. Nicht Ausflüchte. Nicht Bürokratendeutsch und nicht der Verweis auf Zuständigkeiten. Die Bürger in Loitz wünschen sich keinen Erklärungsbeauftragten, sie suchen eine Gestaltungsfigur. Jemanden, der Verantwortung nicht als Last versteht, sondern als Chance, als Herausforderung. Als Berufung.

Auffällig in diesem Wahlkampf: Die AfD hat keinen eigenen Kandidaten ins Rennen geschickt. Eine Entscheidung, die aufhorchen lässt. Denn statt mit einer eigenen politischen Figur Verantwortung zu übernehmen, sucht sie nun offenbar Anschluss an die CDU – nicht offiziell, aber in der Praxis sichtbar. In der Bürgerschaft kokettiert man offen mit inhaltlicher Nähe, fühlt sich dort sichtlich wohler. Eine Geste, die auch innerhalb des Stadtgeschehens nicht unbemerkt bleibt. Wer nicht führt, lässt sich verführerisch – unbewusst unter Einfluss des Puppenspielers – ein, doch wer sich auf Gleichklang einlässt, verliert die Eigenständigkeit.

Wer sich selbst nicht traut, eine Bürgermeisterin oder einen Bürgermeister zu stellen, sitzt nicht einmal mehr auf der Parkbank und kommentiert das Spiel – sondern steht daneben wie ein Ballmädchen beim Tennis, das den Ball aufhebt, ein Röckchen trägt, während die Großen auf dem Court spielen. Der Einsatz ist kein bürgernahes Programm, sondern Zuarbeit. Kein Gestaltungswille, sondern Kommentarfunktion. Und in dieser Rolle hat auch die AfD ihren Anreiz verloren: Denn Gleichschaltung funktioniert nur dort, wo der Gleichverteilungssatz Vorrang vor Dienstbarkeit hat – und niemand den Bürgerwillen beansprucht.

Und damit sind wir bei einem weiteren Punkt: Die drei aktuell öffentlich als „Leuchtturmprojekte“ gehandelten Vorhaben – das neue Feuerwehrgebäude, der Schulstandort für die Förderschule und das Mehrgenerationenhaus mit Gesundheitszentrum – sind allesamt keine Errungenschaften der aktuellen Amtsführung. Es sind Projekte mit langer Vorgeschichte, angeschoben unter vorherigen Bürgermeistern, begleitet durch kommunale Fachbereiche, und heute zu übergeordneten Landes- oder Kreisprojekten erklärt. Der Landrat lässt sie sich auf seiner Positivliste anrechnen, der politische Glanz fällt auf Strukturen außerhalb der Stadt. Wer genau hinsieht, erkennt: Hier wird verwaltet, was andere einst gestaltet haben.

Der Grundstein für das Feuerwehrgebäude in der Schloßbergstraße wurde bereits im März 2024 gelegt. Landrat Michael Sack betonte: „Der Neubau wird mit 2,9 Millionen Euro vom Landkreis gefördert – das zeigt, wie wichtig uns die Sicherheit und die freiwillige Feuerwehr sind.“

Auch das neue Förderzentrum mit dem Titel „Schulzentrum Loitz“ ist ein Projekt mit regionaler Tragweite. Ministerin Bettina Martin erklärte beim Richtfest: „Hier entsteht ein Lernort, der die Kinder in den Mittelpunkt stellt und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zur schulischen Inklusion leistet.“ Insgesamt fließen rund fünf Millionen Euro vom Land in das Projekt.

Das geplante Mehrgenerationenquartier Loitz ist ebenfalls Teil eines übergreifenden Plans. Der Landrat sprach bei der Projektvorstellung vom „Beginn eines neuen Miteinanders“ im ländlichen Raum und lobte ausdrücklich die Initiative aus Kreis- und Landesebene, nicht aus dem Rathaus.

Diese Tatsachen, die allesamt mindestens 15 Jahre Vorlauf hatten, mindern nicht den Wert dieser Projekte – im Gegenteil. Sie zeigen nur: Wer heute führen will, sollte in der Lage sein, im Anschluss und zeitnah zu gestalten. Und sich nicht mit fremden Federn schmücken. Die echte Frage lautet daher: Welche Impulse kommen aus Loitz selbst? Welche Ideen entstehen aus der Stadt heraus – und nicht aus Ministerien oder Landratsämtern?

Sonntag, der 6. Juni 2025

Heute ist Wahltag. Ein Tag, an dem wir innehalten können. Uns fragen: Wen wollen wir an der Spitze dieser Stadt sehen? Nicht als Galionsfigur. Nicht als Unterschriftenautomat. Sondern als Führungspersönlichkeit mit Rückgrat, Haltung, Mut und Blick für das Ganze.

Loitz braucht keine weitere Durchreiche. Loitz braucht einen Anfang, ein Gesicht, ein Leitbild für sich, nicht die Masken anderer.

Loitz braucht eine Stimme, die mehr tut als zu vermelden, was andere entschieden haben, fähig zu tun. Jemanden, der bereit ist, selbst die Feder zu führen – nicht nur mit Unterschriften, sondern mit Ideen, mit Haltung, mit Mut zur Lücke. Denn Verwaltung kann jeder lernen. Aber Kreativität, visionäres Denken und Anleiten ist nicht delegierbar.

Heute ist Bürgermeisterwahl.

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