Sirokko-Gebäude: Begutachtung und Instandsetzung der Glasflächen
Das Sirokko-Gebäude in Loitz, ein DDR-Funktionsbau, wurde 2025 durch einen Glasbruch beschädigt. Die fachgerechte Instandsetzung ist Anlass für eine Betrachtung von Substanzerhalt, Wandel und gesellschaftlicher Verantwortung für historische Orte.

In den ersten Augustwochen 2025 wurde der bestehende Glasbruch an der Sirokko-Gebäude Loitz durch externe Fachgewerke begutachtet. Den Auftakt bildete die Sichtung durch einen ortsansässigen Glaser, der im Rahmen eines Vor-Ort-Termins die beschädigten Fensteranlagen aufmaß.
Das Sirokko-Gebäude Loitz ist ein funktionaler Zweckbau aus DDR-Zeiten – errichtet als Teil des VEB Ölheizgerätewerks Neubrandenburg. Der Standort Loitz übernahm innerhalb des Produktionsnetzwerks die Fertigung von Ölpumpen sowie die Endmontage der Heizgeräte vom Typ 231 und 232. Diese kamen unter anderem in Kleintransportern und LKW-Kabinen des Ostblocks zum Einsatz. Der Bau folgt keiner repräsentativen Geste – sondern ist Ausdruck industrieller Effizienz, errichtet in klarer Formensprache.
Das Schadensereignis selbst datiert auf den 17. April 2025, die fotografische Aufnahme erfolgte am darauffolgenden Tag. Die Zerstörung einzelner Scheiben ist Teil einer Reihe gleichgelagerter Vorfälle an funktionalen Bestandsbauten der Region. Betroffen waren in erster Linie Fensterflächen.
Die Schäden zeigten typische Muster: mittige Bruchfelder, segmentierte Rissbildungen, teils vollständiger Glasverlust. In Bereichen ohne Restverglasung kamen Sperrholzplatten zum Einsatz – eine reversible Sicherungsmethode im Bestand. Teilsegmente mit tragfähiger Rahmenstruktur wurden notverglast, angepasst an statische Erfordernisse und Witterungsschutz.
Die Instandsetzung ist inzwischen abgeschlossen. Die provisorischen Einbauten wurden entfernt, beschädigte Elemente vollständig ersetzt. Verbaut wurde klassisches Drahtglas mit Quadratgeflecht-Struktur – in Maß, Material und Wirkung nah am bauzeitlichen Zustand. Die vorhandene Holz-Sprossenkonstruktion wurde erhalten und eingebunden. So bleibt sowohl die Funktion als auch die bauliche Lesbarkeit des Fenstersystems bestehen.
Kontext und Verantwortung
Die Frage, ob die gesamte Holz-Sprossenkonstruktion langfristig zu ersetzen sei, ist nicht unbegründet. Doch das Schadensbild verweist weniger auf baulichen Verfall als auf eine veränderte Nutzungssituation. Funktionsbauten wie das Sirokko-Gebäude, einst in eine enge Produktionsstruktur eingebunden, stehen heute abseits der täglichen Wege.
Was nicht mehr genutzt wird, wird übersehen.
Was übersehen wird, verliert seine Selbstverständlichkeit.
So entstehen Zwischenräume – auch im sozialen Sinne. Orte, die nicht betreut, nicht gesehen, nicht erklärt werden, öffnen sich für andere Formen der Eignung. Häufig durch junge Menschen, die keinen bewussten Bezug zu diesen Orten haben – Orten, die einst Jugendliche ausbildeten und ihren Eltern einen gesicherten Arbeitsplatz boten. Orte, deren Wandel nicht selten genau jene hervorbringen, die diesen Bezug verloren haben.
Der kleinste gemeinsame Nenner ist hier spürbar: Vernachlässigung – sowohl durch eine fehlende soziale Einbindung junger Menschen als auch durch ein schwindendes Verantwortungsgefühl für das, was öffentlich ist.
Was heute leer steht, bleibt morgen vielleicht nicht mehr bestehen. Und es bleibt nicht bei dem Sirokko-Gebäude. Auch andere Orte in Loitz zeigen vergleichbare Spuren: der Bewegungspark, der Gülzow-Park, kleinere Infrastrukturen und alltägliche Details. Orte, die früher genutzt wurden – jetzt zunehmend unverbunden.
In diesem Zusammenhang kommt eine Passage aus „Im Zwielicht der Erinnerung“ in den Sinn – einem Text, der Raum, Zeit und Erinnerung nicht linear erzählt, sondern in tastender Bewegung hält. Vergangenheit und Gegenwart überlagern sich, wie Echo oder Schatten.
Vielleicht ist genau das der Punkt:
Es geht nicht nur um Gebäude. Es geht um Bedeutungen – um das, was Orte mit uns machen, was sie in uns auslösen. Wenn wir sie nicht mehr sehen, nicht mehr fühlen, nicht mehr ernst nehmen, dann verlieren wir mehr als Substanz. Wir verlieren die Verbindung.
Loitz blickt auf fast 800 Jahre Geschichte zurück. Generationen haben hier gelebt, gearbeitet, gelernt. Kinder, Handwerker, Edelleute, Ratsherren – jeder mit seiner eigenen Rolle, jeder mit einem anderen Blick auf diesen Ort.
Und jeder war ein Teil des Ganzen.
Sollen wir das einfach hinter uns lassen?
Es geht nicht um das Glas. Nicht um das Mauerwerk.
Es geht um das Miteinander.
Um das, was Loitz trägt – und zusammenhält.
Das Gemeindeleben. Das, was diesen Ort ausmacht.
WiR.
Wie ist Ihre Reaktion?






