Ein Konzept mit Zukunft - Integratives Schülerpraktikum im Fotoatelier

Ein zweiwöchiges Praktikum für ukrainische Jugendliche im Fotoatelier Loitz wird zum Modell gelingender Integration: mit einfacher Sprache, klarer Struktur und sichtbaren Ergebnissen. Teil I zeigt, wie die Sprache Brücken baut – und was Schulen daraus machen können.

Sep 21, 2025 - 18:22
Sep 21, 2025 - 18:59
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Kapitel 7: Was entstanden ist – Sichtbare Ergebnisse
Ein Atelier im Schattenspiel: Zwei Praktikanten am Tisch, Kamera, Staffelei, Lampe – eine stille Szene kreativen Arbeitens, entspannt und zielführend.
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Kapitel 7: Was entstanden ist – Sichtbare Ergebnisse

Am Ende von zwei Wochen Praktikum stand nicht nur ein voller Notizblock. Es gab auch Dinge, die man sehen, anfassen und zeigen konnte. Kleine Ergebnisse, die deutlich machten: Hier wurde nicht nur geredet, sondern gearbeitet. Es ging nicht um Perfektion, sondern um Entwicklung. Um sichtbare Spuren von Lernen, Ausprobieren und Mitgestalten. In Bildern, in Texten, in Skizzen – und in der wachsenden Sicherheit, mit der zwei Jugendliche sich ausdrücken konnten. Genau darum geht es in diesem Kapitel.

Lernen wird dann sichtbar, wenn es Spuren hinterlässt. Nicht in Form von Noten oder Bewertungen, sondern durch Dinge, die bleiben. In diesem Praktikum war von Anfang an klar: Jeder Tag sollte etwas hinterlassen, das nicht nur dokumentiert, sondern auch mitgenommen werden kann – sprachlich, gestalterisch und inhaltlich.

A: Einseiter „Sicherheit & Recht“ (UA/DE)

Eines der ersten Ergebnisse war ein zweiseitiger Überblick zu wichtigen Grundlagen: Persönlichkeitsrechte, Einwilligung, Datenschutz und Verhalten im Atelier. Der Inhalt war gegliedert nach klaren Fragen wie „Was darf ich?“ und „Was darf ich nicht?“. Symbole halfen beim Verstehen. Die Texte standen auf Ukrainisch und auf Deutsch – nebeneinander. So wurde das Thema Recht nicht nur verständlich gemacht, sondern diente auch als Gesprächsgrundlage über Verantwortung.

B: Spickzettel „Kamera-Licht-Ton“ (UA/DE)

Technik kann abschrecken – oder sie kann durch Klarheit zugänglich werden. Der Spickzettel war eine Hilfe im Alltag: ISO, Blende, Weißabgleich, Mikrofontypen, Lichtquellen, Geräuschpegel – alles kurz erklärt, mit Symbolen versehen und mit Beispielsätzen ergänzt. Die Vorderseite auf Deutsch, die Rückseite auf Ukrainisch. Klein im Format, groß im Nutzen: ein Werkzeug zum schnellen Nachschlagen.

C: Mini-Storyboard mit 6 Feldern und 6 Bildunterschriften (UA/DE)

Ein Höhepunkt der zweiten Woche war die Arbeit an einem eigenen Mini-Storyboard. Sechs Felder – gezeichnet oder mit kleinen Icons bestückt – bildeten eine einfache Bildfolge. Dazu kamen kurze Unterschriften. Erst auf Ukrainisch, dann sinngemäß ins Deutsche übertragen. So wurde aus einer kleinen Idee eine Geschichte mit Anfang, Mitte und Schluss. Technisch einfach – aber erzählerisch präzise.

D: Zwei Teaser – für jung und alt (UA/DE)

Zum Abschluss verfassten die Jugendlichen je zwei Teasertexte: einen für ein jüngeres Publikum, einen für ein älteres. Drei bis vier Sätze sollten reichen, um das Praktikum zu beschreiben. Die Aufgabe war einfach – aber fordernd: Was war wichtig? Was soll hängen bleiben? Die Texte entstanden zuerst auf Ukrainisch, wurden dann ins Deutsche übertragen – nicht Wort für Wort, sondern sinngemäß. Das Ergebnis: direkte, klare Aussagen mit persönlichem Bezug.

Glossar – 80 Begriffe, zweisprachig geführt

Parallel zu allen Aufgaben entstand ein zweisprachiges Glossar. Mehr als 80 Begriffe – sortiert nach Themen, mit einfachen Erklärungen, ergänzt durch kleine Zeichnungen und Beispielsätze. Jeder Begriff wurde mehrfach geübt: beim Tagesstart, beim Input, beim Quiz, in der Präsentation. Das Glossar wuchs Tag für Tag – und wurde so zu einem sichtbaren Spiegel des Lernprozesses.

Diese Materialien zeigten am Ende: Lernen kann langsam sein – und trotzdem viel hervorbringen. Wenn Sprache ernst genommen wird. Wenn Wiederholung erlaubt ist. Und wenn man sich traut, Fragen zu stellen.


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