Kleine Brücke, großer Stillstand - Warum in Loitz der Weg über den Ibitzbach zum Problem wurde

Die Ibitzbach-Brücke in Loitz wird zum Prüfstein: DDR-Eigenbau (1974), seit 2021 teils gesperrt, nun Ersatz aus Spannbeton. Mehr als Technik: Mit dem Förder- und Kompetenzzentrum (ab 2026/27) entscheidet sie über Teilhabe, sicheren Schulweg von 170 Schüler*innen – und Vertrauen.

Okt 3, 2025 - 15:01
Okt 6, 2025 - 19:25
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Kapitel 7: Brücke fertig – Die Geschichte auch? Was bleibt, was sich ändern muss
Abgesperrt und vergessen? Die marode Ibitzbach-Brücke in Loitz – ein stilles Symbol für Warteschleifen, Umwege und verpasste Chancen.
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Kapitel 7: Brücke fertig – Die Geschichte auch? Was bleibt, was sich ändern muss


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Wenn alles nach Plan läuft, dann wird sie Ende 2025 stehen: die neue Brücke über den Ibitzbach. Aus Spannbeton, barrierefrei, belastbar, langlebig. Sie soll das ersetzen, was bröckelte – und vielleicht sogar mehr leisten als das. Ein echtes Bindeglied werden, zwischen Menschen, zwischen Wegen, zwischen dem, was war, und dem, was möglich ist.

Aber die entscheidende Frage bleibt: Wird sie auch das Vertrauen zurückgewinnen, das in den letzten Jahren verloren ging? Vertrauen in Prozesse, in Politik, in das, was man „öffentliche Hand“ nennt – in jene, die verwalten, entscheiden, zögern, ausschreiben, verschieben, versprechen. Denn der Schaden, der an diesem kleinen Übergang entstand, war nicht nur physisch. Er war symbolisch. Und symbolische Schäden heilen langsamer.

Die Brücke wurde über Jahre hinweg zum Sinnbild für das, was im Kleinen oft schiefläuft: eine Mischung aus Verzögerungen in der Verwaltung, fehlender Pflege, steigenden Kosten und verlorener Nähe zwischen Bürger*innen und Entscheidern. Für viele Loitzer*innen war sie einfach immer da. Und dann war sie plötzlich nicht mehr verlässlich. Kein Einsturz, kein Drama – aber ein stiller Rückzug aus der Alltagstauglichkeit.

Gleichzeitig birgt genau diese Brücke auch eine Chance. Eine Art zweite Geburt. Vielleicht wird sie bald nicht mehr nur daran erinnern, wie lange etwas dauern kann, sondern auch daran, dass es sich am Ende lohnt, Dinge richtig zu machen. Vielleicht wird sie – gerade im Kontext des Förder- und Kompetenzzentrums Loitz (Schule für emotionale und soziale Entwicklung) – zum sichtbaren Zeichen dafür, dass Infrastruktur im Alltag keine Nebensache ist, sondern ein Fundament für soziale Teilhabe.

Denn es geht nicht nur um Beton. Es geht um Beweglichkeit – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Für rund 170 Schüler*innen mit Förderbedarf, für ihre Lehrkräfte, für Betreuer*innen und alle, die täglich mit ihnen arbeiten, wird diese Brücke der direkte Weg in die Stadt – zur Bushaltestelle, zu Versorgungsangeboten, zu kultureller Teilhabe. Und sie wird Teil eines größeren Ganzen: eines Schulweges, der am Alten Steintor beginnt, die Demminer Straße mit sicherem Übergang quert, entlang der Stadtmauer zur Schule führt und über den Ibitzbach weiter in die Greifswalder Vorstadt reicht – ein Wegenetz, das neu belebt und in Teilen sicherer gemacht werden muss.

Was lässt sich aus der Geschichte lernen?
Vielleicht vor allem das: dass Brücken nicht einfach gebaut, sondern gepflegt werden müssen. Dass Verwaltung nicht an Menschen vorbeiplanen darf. Und dass „kleine Dinge“ – wie ein Steg über einen Bach – große Bedeutung haben können, wenn sie Lebenswege kürzen, erleichtern oder überhaupt erst ermöglichen.

Am Ende zeigt die Loitzer Brücke ein Stück Wirklichkeit: Bürokratie ist langsam. Verantwortung wiegt schwer. Und Wertschätzung für das scheinbar Banale ist eine Kulturtechnik, die wir vielleicht neu lernen müssen. Denn nur wenn wir sie ernst nehmen – die kleinen Übergänge, die uns verbinden –, können wir auch als Gesellschaft weiterkommen: zum Wohl aller Einwohner*innen und im Sinne der Bürger*innen, die ihre Stadt mittragen.


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Die Brücke über den Ibitzbach – Mehr als ein Bauwerk

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