Snorri und die drei Könige im Schatten des Waldes (Kurzgeschichte)

In einer geheimnisvollen Waldlichtung erzählt der weise Snorri den Kindern des Dorfes am Abend der Heiligen Drei Könige Geschichten von alten Bräuchen, Magie und Geistern. Die Kinder lauschen gebannt, während Snorri ihre Fantasie entfacht und die Bedeutung der Raunächte erklärt. Inmitten von Sternen und loderndem Feuer erfahren sie von der nordischen Göttin Frau Holle und den Traditionen ihrer Vorfahren - Spüre deinen Puls.

Jan 7, 2024 - 18:39
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Snorri und die drei Könige im Schatten des Waldes (Kurzgeschichte)
Kinder des Ortes sitzen mit Snorri und Käthe am Lagerfeuer, feiern den letzten Tag der Raunächte.

Auf einer geheimnisvollen Lichtung, umschlungen von den Geheimnissen eines alten Waldes, erzählte der weise Snorri, ein Mann so alt wie die Legenden des Waldes selbst, am Abend der Heiligen Drei Könige eine Geschichte, die das Herz der Kinder des Ortes erwärmte und ihre Fantasie entflammte.

Dieser Abend markierte das Ende der Raunächte, eine Zeit voller alter Bräuche.

Am frühen Abend, als die Sterne langsam am winterlichen Himmel funkelten, versammelten sich die Kinder um Snorri, der nahe eines lodernden Feuers saß. Ihre Augen glänzten vor Erwartung, und ihre Herzen waren bereit, die alten Geschichten aufzunehmen, die Snorri zu erzählen hatte.

In dem Moment, als Snorri seine Erzählung beginnen wollte, trat Käthe, mittlerweile zu einer jungen Dame herangewachsen, in den Kreis der Kinder. Snorri, anfangs überrascht, wurde von ihr mit einem leisen "Pssst!" und dem Finger auf den Lippen daran erinnert, sich nicht zu unterbrechen.

Mit einem verständnisvollen Lächeln begann Snorri dann, mit seiner weisen, tiefen Stimme die Geschichten und Legenden aus alter Zeit zum Leben zu erwecken. Die Kinder, einschließlich Käthe, lauschten gebannt, während er sie in die Welt der alten Bräuche und Mythen entführte, lebendige Bilder von den Heiligen Drei Königen, den Raunächten und den magischen Traditionen malend, die das Dorf seit Generationen prägten.

Käthe, in ihrer stillen Fürsorge, stand kurz auf, um den Kindern, die nur in ihren Jacken am Feuer saßen, wärmende Decken über die Schultern zu legen. Ihre Geste verstärkte die Magie und den Respekt, den die Kinder für Snorri und seine Geschichten empfanden.

"Kinder", begann Snorri, "heute Nacht, am Ende der Raunächte und am Fest der Heiligen Drei Könige, gedenken wir der Weisheit und der Wunder unserer Vorfahren."

Die Kinder lauschten gebannt, als Snorri die Bedeutung der Heiligen Drei Könige erklärte, die aus fernen Ländern kamen, um das Jesuskind zu ehren. Er sprach von der symbolischen Vereinigung der drei bekannten Welten: Europa, Asien und Afrika, und wie diese Begegnung die Menschheit und ihre Hoffnungen repräsentierte. Die Kinder werden immer wieder überrascht, vom Knacken der Äste aus der Tiefe des Waldes. Es sind die Momente, wo Snorri luft holen kann, um seinen Geschichten zu erzählen. Snorri fügte die Geschichten von den Raunächten ein, jenen geheimnisvollen Nächten, in denen die Grenzen zwischen der Welt der Menschen und der Geisterwelt am dünnsten waren. "In diesen Nächten", sagte er, "wandeln Geister unter uns, und die alten Götter reiten durch den Himmel."

Fiete, ein neugieriges Kind aus der Gruppe, hob ganz aufgeregt den Arm, woraufhin Snorri seine Aufmerksamkeit auf ihn richtete und Fiete fragte: "Und was hat Frau Holle, die Göttin, damit zu tun?" Snorri erwiderte daraufhin: "Jede Zivilisation und jedes Volk hat seine eigene Beziehung zu den Göttern und pflegt diese auf unterschiedliche Weise. Bei uns in den nordischen Ländern glauben wir an verschiedene Götter, die in den Raunächten besonders aktiv sind. Frau Holle, in unseren Geschichten bekannt, ist eine mächtige Göttin der Natur und des Winters. Sie ist es, die in den Raunächten durch die Lüfte reist und über das Land wacht. Ihre Anwesenheit wird oft mit dem Fallen des Schnees verbunden, und es heißt, sie bringt die Seelen der Verstorbenen in ihr Reich.

Als Snorri seine Geschichte fortsetzte, unterbrach ihn plötzlich Aksel mit kindlicher Neugier: "Snorri, haben die Geister in den Raunächten Namen?" Snorri lächelte weise. "Ja, Aksel, viele Geister haben Namen, aber sie sind oft so alt und geheimnisvoll, dass wir sie kaum aussprechen können. Manche sagen, man sollte sie besser nicht rufen, um sie nicht aufzuwecken."

Alva, mit einem Funkeln in den Augen, fragte: "Snorri, ist es wahr, dass Frau Holle es schneien lässt, wenn sie ihre Betten ausschüttelt?" "Eine wunderschöne Vorstellung, Alva", antwortete Snorri. "In der Tat, der Schnee ist wie eine Decke, die Frau Holle über die Erde legt, um sie im Winter zu schützen." Als die Kinder sich selbst beschäftigten, hörte Snorri ihnen zu und beantwortete alle neugierigen Fragen. In der Zwischenzeit ging Käthe umher und verteilte Äpfel und Teig für Stockbrot an die Kinder. Eda und Fiete reichten ihnen dazu Stöckchen.

Ida, die ruhig zugehört hatte, warf ein: "Aber Snorri, sollten wir Angst vor diesen Geistern haben?" Snorri schüttelte den Kopf. "Nein, Ida. Wir sollten sie respektieren. Viele von ihnen sind freundlich und wollen uns nur an die Vergangenheit erinnern und uns lehren, achtsam zu sein."

Jördis, immer voller Abenteuerlust, rief aus: "Ich wünschte, ich könnte Frau Holle treffen und mit ihr durch die Winternacht reisen!" Käthe lächelte und sagte: "Jördis, wir haben im Ort keinen Brunnen, aber manchmal reisen wir mit unseren Träumen. Vielleicht triffst du sie dort."

Die Zwillinge Lilly und Lisa, die bisher still zugehört hatten, fragten gleichzeitig: "Snorri, können wir den Geistern helfen, ihren Frieden zu finden?" Snorri nickte. "Ja, ihr könnt. Indem wir unsere Traditionen pflegen und uns an unsere Vorfahren erinnern, helfen wir den Geistern, Ruhe zu finden. Und denkt daran, immer freundlich und respektvoll mit der Natur und allen ihren Geschöpfen umzugehen."

Die Kinder saßen eine Weile still da, nachdenklich und erfüllt von den Geschichten, die sie gehört hatten. In dieser Nacht, umgeben von der Wärme des Feuers und der Gemeinschaft, fühlten sie sich tiefer mit den alten Bräuchen ihres Ortes verbunden und bereit, diese in ihren Herzen zu bewahren.

"Snörebröd und Knöggbröd", murmelte Aksel leise vor sich her.

"Frau Holle ist eine Gestalt, die sowohl gefürchtet als auch verehrt wird. Sie wird als Beschützerin der Erde und Hüterin der Geheimnisse der Natur angesehen. In den Raunächten, so glauben wir, öffnet sie die Tore zur Anderswelt, ermöglicht den Seelen der Verstorbenen, die Lebenden zu besuchen, und hilft den Geistern, ihren Frieden zu finden", sagte Käthe mit ruhiger Stimme und schaute nach, ob die Kinder es warm genug unter den Wolldecken hatten.

Auf einmal war es still im Wald, der Wind kam geschwind und zog über die Wipfel hinweg. Aber dann knackte ein Ast im Wald etwas lauter, und Schnee rieselte von der Tanne auf die Kinder am Lagerfeuer.

Alle Kinder hörten fasziniert zu, während Snorri fortfuhr: "Die Raunächte sind eine Zeit, in der wir unsere Ahnen ehren und uns an die ewigen Zyklen des Lebens erinnern. Sie ermahnen uns, die Natur und ihre Kräfte zu respektieren und unsere eigene Rolle in der großen Ordnung der Welt zu verstehen. Frau Holle ist eine wichtige Figur in diesen Überlieferungen, eine Verbindung zwischen den Welten und eine Erinnerung an die Macht, die in der Natur und in uns selbst liegt."

So lauschten sie gebannt, ihre Augen wurden immer kleiner, während Snorri ihnen zwischenzeitlich von den alten Traditionen und Legenden erzählte, die die Welt des Ortes und den Wald um sie herum mit Magie und Mysterien erfüllten.

Sie erfahren von den Bräuchen ihrer Vorfahren, wie sie ihre Häuser mit Rauch und Weihwasser segneten, um Schutz vor den umherwandernden Geistern und Dämonen zu gewährleisten. Sie lernten, wie wichtig es war, die Traditionen zu ehren und die Weisheiten der Vergangenheit zu bewahren.

Als die Geschichten zu ihrem Ende kam, richteten die Kinder ihre Blicke zum Himmel, wo die Sterne nun heller zu funkeln schienen. In diesem Moment fühlten sie sich tief mit den alten Traditionen und den Legenden verbunden, die Snorri mit ihnen geteilt hatte. Mit erneuertem Blick betrachteten sie ihre Welt, nun erfüllt von Magie und Geheimnissen, bereit, diese Weisheiten in ihren Herzen zu bewahren und sie eines Tages an kommende Generationen weiterzureichen.

Käthe trat an Snorris Seite und überreichte ihm zum Dank für den unvergesslichen Abend ein Körbchen voller Honiglebkuchen und Äpfel, das sie liebevoll zugedeckt hatte. Mit leiser Stimme sagte sie: "Achte darauf, dass es zugedeckt bleibt, Snorri. Du kennst ja die Wintergäste unseres Waldes. Sie können Mutters Honiglebkuchen einfach nicht widerstehen."

Snorri, mit leuchtenden Augen, schmunzelte zurück.

Als sich die Kinder des Ortes anschickten, nach Hause zu gehen, rief Käthe ihnen zu: "Nehmt euch jeweils einen großen Honiglebkuchen und einen Apfel, aber beeilt euch, die Eltern erwarten euch schon."

Nachdem die Kinder auf dem Weg waren, verweilten Snorri und Käthe noch einen Augenblick in der Stille der Lichtung. Sie sprachen offen über Käthes Mutter, während das Lagerfeuer in der Mitte der Lichtung langsam zu glimmen begann und der Mondschein ihren Heimweg erhellte. "Die kommenden Monate werden herausfordernd sein", sagte Snorri nachdenklich zu Käthe, "aber denk daran, ich bin immer hier für dich, im Wald, zusammen mit den Tieren." Als Käthe sich zum Gehen wandte, hielt sie inne und kehrte noch einmal zu Snorri zurück, um ihn in der knirschenden Schneedecke zu umarmen.

"Wunderbar, Dankeschön", flüsterte sie mit einem zufriedenen Lächeln. Dann folgte Käthe den frischen Spuren der Kinder, hob hier und da einen verlorenen Handschuh oder eine Bommelmütze auf. Fietes Schal lag mitten auf dem Pfad, fast so, als würden die Kinder Käthe den Weg nach Hause weisen.

So lebten die Kinder des Ortes, umgeben von der Magie und den Wundern ihrer Vorfahren und in Harmonie mit den Tieren des Waldes. Sie führten ein Leben voller Erkenntnis und tiefem Respekt vor den alten Traditionen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Mit der Zeit erkannten sie, dass die Geschichten, die sie von Snorri gehört hatten, weit mehr als nur Märchen waren – sie waren ein lebendiger Teil ihrer Kultur und ihres Lebens.

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