Gefährdete Schulkinder im Fokus - Schulbusse und Vertrauen zum Schulstart 2025
Gefahr auf Verschleiß Teil 1 beleuchtet die Sicherheit von Schulkindern im öffentlichen Nahverkehr. Anhand realer Beobachtungen und Fallbeispiele wird sichtbar, wie Vertrauen durch mangelhafte Kontrollen, technische Defizite und organisatorische Schwächen erschüttert wird.

Kapitel 2: Kinder als gefährdete Verkehrsteilnehmer
Kinder sehen die Welt mit anderen Augen. Sie sind kleiner, ihr Horizont endet oft an der Stoßstange eines Autos. Sie handeln spontan – rennen los, wenn sie einen Freund entdecken, lachen und stolpern gleichzeitig, weil Freude größer ist als Vorsicht. Was Erwachsenen wie Leichtsinn erscheint, ist in Wahrheit: fehlende Erfahrung. Genau deshalb gelten Kinder im Straßenverkehr als die Verletzlichsten.
So braucht die mitfahrende Mutter sich nicht zu wundern, warum ihr Kleiner mit großen Augen direkt hinter dem Busfahrer steht – fasziniert von all den blinkenden, leuchtenden, gelben und roten Lampen.
Was für das Kind ein spannendes Cockpit ist, ist für Erwachsene ein stiller Prüfstand. Doch wer sieht genau hin? Und wer erkennt rechtzeitig, dass etwas fehlt – bevor etwas passiert?
Die Zahlen bestätigen, was jeder weiß und doch zu schnell vergisst: In Mecklenburg-Vorpommern verunglückte im Jahr 2024 durchschnittlich alle 17 Stunden ein Kind im Straßenverkehr. Hinter jeder Zahl steht ein Kind. Eine Geschichte. Eine Familie, die von diesem Tag an anders schaut – auf Ampeln, auf Zebrastreifen, und auch auf den vertrauten Schulbus.
Eine Mutter aus Loitz, die anonym bleiben möchte, bringt es auf den Punkt: „Ich vertraue darauf, dass der Bus sicher ist. Aber wenn ich die abgenutzte Plakette sehe, frage ich mich: Wer hat das kontrolliert?“
Ein Lehrer ergänzt, fast hilflos: „Wir üben mit den Kindern immer wieder das richtige Verhalten an der Haltestelle. Aber was bringt es, wenn das Fahrzeug selbst zur Gefahr wird?“
Der Schulbus – eigentlich soll er ein Symbol für Sicherheit sein. Ein fahrendes Dach gegen Regen und Kälte, ein Raum, in dem Kinder gemeinsam reisen, getragen von einem System, das Sicherheit garantieren müsste. Doch die Realität spricht eine andere Sprache: Jeder Riss im Lack, jede klemmende Tür, jede überfällige Untersuchung nagt an diesem Symbol. Mit jedem Mangel schwindet das Vertrauen – bis am Ende nicht mehr Routine bleibt, sondern Unsicherheit.
Und wieder taucht Hertha L. aus Loitz auf. Sie steht am Rand, fast unsichtbar, und sagt leise: „Gefahr auf Verschleiß – das gilt nicht nur für die Schrauben. Es gilt auch für das Vertrauen.“
Wie ist Ihre Reaktion?






