Gefährdete Schulkinder im Fokus - Schulbusse und Vertrauen zum Schulstart 2025
Gefahr auf Verschleiß Teil 1 beleuchtet die Sicherheit von Schulkindern im öffentlichen Nahverkehr. Anhand realer Beobachtungen und Fallbeispiele wird sichtbar, wie Vertrauen durch mangelhafte Kontrollen, technische Defizite und organisatorische Schwächen erschüttert wird.

Kapitel 1: Einleitung – Wo Vertrauen beginnt – und wo es bröckelt
Der Morgen in Loitz wirkt unscheinbar. Ein kühler Hauch liegt noch in der Luft, als sich vor der Haltestelle die Kinder sammeln. Die Ranzen drücken schwer auf die schmalen Schultern, wirken fast größer als die Körper darunter. Einer stolpert über seine Schuhe, zwei rangeln spielerisch an den Jacken, ein anderer hält sich still im Hintergrund. Alles sieht nach Alltag aus. Nach Routine.
Doch schon beim ersten Blick auf den Bus bricht die Fassade. Wer genauer hinsieht, erkennt Spuren des Verschleißes: Die Plakette am Kennzeichen ist stumpf, die Farbe ausgeblichen. Die Tür ruckelt beim Öffnen, verharrt einen Augenblick, als müsse sie sich überwinden. Ein Vater bemerkt es. Sein Blick bleibt kurz hängen, dann wendet er sich ab – vielleicht, um die eigene Sorge zu verdrängen.
„Routine ersetzt keine Rechtsgrundlage“, flüstert neben mir Hertha L. aus Loitz – ein Name, den wir zum Schutz der tatsächlichen Person geändert haben. Kaum jemand nimmt Notiz von ihr. Doch ihre Worte legen sich wie ein Schatten über die Szene.
Kinder selbst spüren nichts davon. Sie vertrauen – nicht auf Paragrafen, nicht auf Verordnungen, sondern auf Erwachsene, die ihnen Sicherheit geben sollen. Mit einer Selbstverständlichkeit steigen sie ein, als sei die Welt in Ordnung. Und vielleicht ist sie es auch. Zumindest solange nichts passiert.
Ein Blick zurück zeigt, wie fragil dieses Vertrauen ist: Am 29. September 2009 fing bei Krukow nahe Neubrandenburg ein Schulbus Feuer. Drei Kinder und der Fahrer konnten sich rechtzeitig retten, die Ursache war laut Polizei ein technischer Defekt. Solche Vorfälle tauchen immer wieder auf – Warnungen, die kurz aufleuchten und ebenso schnell verblassen, sobald der Alltag zurückkehrt.
An diesem Morgen in Loitz genügt ein Detail, um das Versprechen der Sicherheit zu entlarven: eine matte Plakette, die mehr verrät als jedes Lächeln eines Fahrers. Sicherheit ist kein Gefühl, kein Automatismus. Sie muss überprüft werden – jeden einzelnen Tag.
Wie ist Ihre Reaktion?






