Marktstrasse - Maß und Staub - Zyklus in sechs Akten (Monolog)
Ein dokumentarischer Monolog über Sprache, Ordnung und Verantwortung. Basierend auf realen Vorgängen in Loitz. Ein Zyklus in sechs Akten - zwischen Zuschreibung und Beleg, Wiederholung und Widerstand. Nicht Fiktion. Nicht Urteil. Sondern: Strukturiertes zum Sehen.

Akt V: Die Gestalt
Ich nenne es: Handakte.
Kein Plakat. Kein Urteil. Kein Gegenschlag.
Sondern: ein Raum aus Quellen.
Seite für Seite.
Was gesagt wurde. Wann. Von wem.
Was belegt ist. Was nicht.
Die Sprache wird nicht mehr benutzt –
sie wird geprüft, zensiert.
Das Dossier wächst.
Nicht mit Empörung.
Sondern mit Struktur.
Zwischenruf wird Framing.
Versprechen wird Symbolpolitik.
Behauptung wird Kontrast zur realen Stille.
Die Familien – sie bleiben namenlos.
Nicht, weil sie nichts sind.
Sondern weil sie mehr sind als das,
was man aus ihnen macht.
Keine Gesichter in der Nahaufnahme.
Keine Biografien als Schuldbeweis.
Nur: Adressen. Grundrisse. Gespräche.
Und: Schutz.
Denn Ordnung ist nicht Rückkehr.
Sie ist Verhandlung.
Der Maßstab ist nicht,
ob alle gleich sind –
sondern ob das Recht trägt.
Wohnrecht.
Datenschutz.
Menschenwürde.
Eine neue Sprache entsteht:
Fenster, nicht Mauern.
Gesichter, nicht Gruppen.
Alltag, nicht Ausnahmezustand.
Und in einem Bild steht plötzlich jemand –
nicht unter Verdacht.
Sondern: im Licht.
Maß –
Das war früher: Linie, Grenze, Anpassung.
Jetzt: Kontext. Verhältnis. Verantwortung.
Nicht die Menschen müssen sich biegen –
sondern das Urteil.
Wer hinsieht, wird sehen:
Das Maß misst nicht den Menschen –
es misst sich selbst an ihm.
Wie ist Ihre Reaktion?






