Marktstrasse - Maß und Staub - Zyklus in sechs Akten (Monolog)

Ein dokumentarischer Monolog über Sprache, Ordnung und Verantwortung. Basierend auf realen Vorgängen in Loitz. Ein Zyklus in sechs Akten - zwischen Zuschreibung und Beleg, Wiederholung und Widerstand. Nicht Fiktion. Nicht Urteil. Sondern: Strukturiertes zum Sehen.

Jul 23, 2025 - 10:29
Jul 23, 2025 - 10:31
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Akt IV: Der Keim
Allein im Raum. Kein Urteil. Kein Applaus. Nur: Gegenwart, die sichtbar wird, wenn niemand mehr für andere spricht.
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Akt IV: Der Keim

Und plötzlich –
da war nichts Neues.

Nur: das, was immer schon da war.

Eine Kamera. Kein Zoom. Kein Schnitt.
Fenster. Wäsche. Gehweg.

Marktstraße. Ohne Filter.

Keine Panik. Keine Bedrohung.
Kein Beweis für das, was behauptet wurde.
Nur: Menschen. Und Türen.

Ein Bild ersetzt kein Urteil –
aber es entzieht dem Gerücht die Bühne.

Eine Juristin schaut auf die Sprache.
Sie zählt die Sätze.
Und fragt:
Was davon ist belegt?

Das Ergebnis:
Die Vorwürfe – laut.
Die Belege – leise.

Die Polizei?
Ein Fall.
Kinder. Kleber. Kein Schaden.

Die Bauaufsicht?
Die Häuser – bewohnbar.

Der Schaden?
Sprachlich.

Also beginnt etwas Neues:
Eine „Gedankendusche“.
Kein Urteil. Kein Gutachten.
Nur: Fragen an die Sprache.

Wer sagt hier was?
Was wird wiederholt – und was verschwiegen?

Eine Erinnerung an Grundrechte.
Artikel 13:
Die Wohnung ist unverletzlich.
Auch, wenn sie fremd wirkt.
Auch, wenn sie erzählt wird wie ein Problem.

Kein Lokalpolitiker darf wissen,
wer hinter welcher Tür wohnt –
nicht, weil das stört.
Sondern weil das schützt.

Und dann:
erste Stimmen.
Kein Protest. Kein Aufstand.
Nur: Vorschläge.

Ein Runder Tisch.
Eine Statistik.
Eine Rückkehr zum Gespräch.

Nicht alles ist wieder gut.
Aber etwas beginnt.

Kein Licht. Kein Applaus.

Nur ein Satz, der bleibt:
Zeigen, was ist.

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