Marktstrasse - Maß und Staub - Zyklus in sechs Akten (Monolog)
Ein dokumentarischer Monolog über Sprache, Ordnung und Verantwortung. Basierend auf realen Vorgängen in Loitz. Ein Zyklus in sechs Akten - zwischen Zuschreibung und Beleg, Wiederholung und Widerstand. Nicht Fiktion. Nicht Urteil. Sondern: Strukturiertes zum Sehen.

Akt IV: Der Keim
Und plötzlich –
da war nichts Neues.
Nur: das, was immer schon da war.
Eine Kamera. Kein Zoom. Kein Schnitt.
Fenster. Wäsche. Gehweg.
Marktstraße. Ohne Filter.
Keine Panik. Keine Bedrohung.
Kein Beweis für das, was behauptet wurde.
Nur: Menschen. Und Türen.
Ein Bild ersetzt kein Urteil –
aber es entzieht dem Gerücht die Bühne.
Eine Juristin schaut auf die Sprache.
Sie zählt die Sätze.
Und fragt:
Was davon ist belegt?
Das Ergebnis:
Die Vorwürfe – laut.
Die Belege – leise.
Die Polizei?
Ein Fall.
Kinder. Kleber. Kein Schaden.
Die Bauaufsicht?
Die Häuser – bewohnbar.
Der Schaden?
Sprachlich.
Also beginnt etwas Neues:
Eine „Gedankendusche“.
Kein Urteil. Kein Gutachten.
Nur: Fragen an die Sprache.
Wer sagt hier was?
Was wird wiederholt – und was verschwiegen?
Eine Erinnerung an Grundrechte.
Artikel 13:
Die Wohnung ist unverletzlich.
Auch, wenn sie fremd wirkt.
Auch, wenn sie erzählt wird wie ein Problem.
Kein Lokalpolitiker darf wissen,
wer hinter welcher Tür wohnt –
nicht, weil das stört.
Sondern weil das schützt.
Und dann:
erste Stimmen.
Kein Protest. Kein Aufstand.
Nur: Vorschläge.
Ein Runder Tisch.
Eine Statistik.
Eine Rückkehr zum Gespräch.
Nicht alles ist wieder gut.
Aber etwas beginnt.
Kein Licht. Kein Applaus.
Nur ein Satz, der bleibt:
Zeigen, was ist.
Wie ist Ihre Reaktion?






