VOM RUF ZUM FEUER - Politisch motivierte Brandstiftungen - Zwischen Statistik, Symbolik und Realität

Brände als Botschaften: Dieser Beitrag beleuchtet politisch motivierte Brandstiftungen – zwischen Statistik, Symbolik und gesellschaftlicher Realität. Ein literarisch-analytischer Blick auf das, was brennt – und das, was dahinter verborgen bleibt.

Sep 16, 2025 - 08:59
Sep 16, 2025 - 10:54
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Kapitel 2: Bundesweiter Kontext – Das Phänomen
AUSWEIS. AUSSCHLUSS. GEFAHR: Wie Symbolpolitik und Diskursräume urbane Ghettos schaffen.
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Kapitel 2: Bundesweiter Kontext – Das Phänomen

Was politisch motivierte Brandstiftung bedeutet – und warum sie oft übersehen wird

Wenn irgendwo in Deutschland ein Auto brennt, steht am nächsten Morgen meist nur ein kurzer Satz in der Polizeimeldung:
„Sachbeschädigung durch Feuer, die Kriminalpolizei ermittelt.“
Was fast nie erwähnt wird: das Warum. War es politisch? Zufällig? Symbolisch?

Das Phänomen politisch motivierter Brandstiftung ist keineswegs neu – wohl aber seine statistische Unsichtbarkeit. Während in Berlin jährlich Hunderte Fahrzeuge brennen und immerhin 25 davon im Jahr 2024 als eindeutig politisch motiviert erfasst wurden, herrscht anderswo ein Vakuum. Keine eigene Kategorie, keine Trennung nach Tatmotiv. Wo nicht unterschieden wird, bleibt das Politische verborgen – oder wird gar nicht erst vermutet.

Was brennt – und was steht dahinter?

Ein Auto ist kein Gebäude, keine Parteizentrale, kein Gedenkort. Es ist beweglich, anonym, scheinbar neutral. Und doch steht es oft für etwas: Besitz, Status, Kapital, Ordnung. Genau deshalb wird es angegriffen – als Symbol.

Besonders in der linksextremen Szene gilt das Auto, vor allem der SUV, als Stellvertreter der bürgerlichen Welt.
„Wir zünden eure Statussymbole an“, heißt es in einschlägigen Bekennerschreiben.

Auch im rechtsextremen Milieu brennt es – nicht weniger ideologisch, nur mit anderer Zielsetzung. Flüchtlingsunterkünfte, Wohnungen, Gedenkorte – und ja, auch Fahrzeuge. Dann aber meist gezielt: der Lieferwagen eines Journalisten, das Auto einer Sozialarbeiterin. Entscheidend ist nicht das Fahrzeug, sondern wem es gehört.

Das Problem der Statistik: Sichtbar ist nur, was gezählt wird

Während Berlin sich einer differenzierteren Erfassung widmet, bleibt die bundesweite Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) grob. Brand eines Autos? Gilt als „Sachbeschädigung durch Feuer“. Kein Motiv, keine Kategorie, kein Kontext. Ein Anschlag vor einem Parteibüro wird statistisch gleich behandelt wie ein Kabelbrand in der Tiefgarage.

Die Folge: eine massive Unterschätzung. Hochgerechnet auf Grundlage der Berliner Zahlen und den Angaben der Versicherungswirtschaft ergeben sich jährlich zwischen 5.000 und 6.500 Fahrzeugbrände – davon mindestens 300 bis 350 mit politischem Motiv. Fast täglich ein Fall.

Doch nur wenige dieser Taten werden als politisch erkannt, geschweige denn öffentlich diskutiert. Denn politische Motivation braucht oft einen Beweis: ein Bekenntnis, eine Parole, ein Täter mit Halt


VOM RUF ZUM FEUER – Politisch motivierte Brandstiftungen


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