Catharine Rembert: Lehransätze und ihr nachhaltiges Wirken
Die Arbeit beleuchtet das pädagogische Erbe von Catharine Rembert und zeigt, wie ihre gestalterischen Grundlagen – von Schattenriss bis Typografie – bis heute kreative Praxis prägen. Ein Plädoyer für Reduktion, Haltung und visuelles Denken.

Kapitel 6: Schlussbetrachtung
Catharine Remberts Vermächtnis liegt nicht nur in ihren eigenen Arbeiten, sondern vor allem in der nachhaltigen Wirkung ihrer Lehrmethoden. Was sie vermittelte, war kein bloßes Handwerk, sondern ein Sehen lernen – ein Denken in Formen, das weit über das Klassenzimmer hinausreicht. Ihre Übungen waren Denkmodelle: reduziert, wiederholbar, offen für Interpretation. Sie verband Theorie mit Praxis, Intuition mit Struktur – und formten so einen gestalterischen Zugang, der zugleich poetisch und präzise war.
Ein Kreis war bei Rembert nie einfach ein Kreis. Es war ein Einstieg in die Frage: Wo beginnt die Bedeutung? Wo wird aus einem Gegenstand ein Zeichen, aus einer Linie eine Haltung? Diese Fragen sind heute aktueller denn je. In einer Welt, die täglich unzählige Bilder produziert, brauchen wir Orientierung – aber auch Werkzeuge, um selbst wirksam zu gestalten.
Ausblick: Gestaltung als Bürgersinn
Wenn man Remberts Methoden durch eine größere, gesellschaftliche Linse betrachtet, zeigen sich überraschende Parallelen: Ihre Übungen trainieren nicht nur Auge und Hand, sondern auch eine Form der Teilhabe. Wer lernt, einfache Formen zu setzen und Bedeutungen bewusst zu gestalten, übt sich in Urteilskraft – in der Fähigkeit, zwischen Wichtigem und Nebensächlichem zu unterscheiden.
In diesem Sinn kann man Remberts Ansatz auch als Modell für eine zeitgemäße Vorstellung von Bürgersein jenseits der Repräsentation verstehen: nicht als passives Vertreten zu werden, sondern als aktives Wahrnehmen, Deuten und Gestalten von Welt. Eine Ikone entsteht nicht durch Mehr, sondern durch Konzentration. Sie wird nicht gewählt, sondern entwickelt. Genau darin liegt das Potenzial: Wer Gestaltung nicht als dekorative Technik, sondern als Form von Weltverhältnis versteht, nimmt Gestaltungsverantwortung wahr – im Bild ebenso wie im Gemeinwesen.
Remberts Lehre lädt dazu ein, Gestaltung als zivilisatorischen Prozess zu begreifen: klar, reduziert, durchdacht – aber immer offen für Wandel. Ihre Übungen waren keine fertigen Antworten, sondern präzise gestellte Fragen. Vielleicht ist genau das, was heute fehlt – in der Schule, in der Politik, im Alltag: Räume, in denen aus Linien Haltung wird und Gestaltung zum demokratischen Akt.
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