Catharine Rembert: Lehransätze und ihr nachhaltiges Wirken
Die Arbeit beleuchtet das pädagogische Erbe von Catharine Rembert und zeigt, wie ihre gestalterischen Grundlagen – von Schattenriss bis Typografie – bis heute kreative Praxis prägen. Ein Plädoyer für Reduktion, Haltung und visuelles Denken.

Kapitel 5: Weiterwirkung in Kunst und Design heute
Catharine Remberts Übungen waren nie als starre Methoden gedacht – sie waren offen angelegt, als Werkzeuge, die sich weiterentwickeln lassen. Und genau das ist geschehen: Ihre Prinzipien leben in vielen zeitgenössischen Kontexten fort – in Hochschul-Curricula, digitalen Lernplattformen, Designstudios und Ateliers.
5.1 Curriculare Übernahmen: Sehen als Grundlage
An zahlreichen Kunsthochschulen gehören Remberts Module heute zum Standard in den Grundlagenkursen. Übungen wie die Graustudie oder Maßstab-Variation finden sich in Seminaren zur Visuellen Kommunikation oder Bildnerischen Praxis – nicht als nostalgischer Rückgriff, sondern als bewährter Startpunkt.
Gerade in einer Zeit, in der viele Gestaltungsprozesse am Bildschirm beginnen, wirken diese analogen Übungen fast radikal: Sie führen zurück zum haptischen Arbeiten, zum konzentrierten Sehen, zur bewussten Entscheidung für oder gegen eine Linie.
Auch digitale Lernformate greifen auf Remberts Prinzipien zurück – etwa durch Online-Tutorials oder interaktive Aufgaben, bei denen Teilnehmer:innen Schattenrisse digital nachzeichnen oder ein Objekt in unterschiedlichen Maßstäben umsetzen. Häufig werden dabei bewusste Einschränkungen gesetzt: Zeitlimits, begrenzte Werkzeuge oder Tonwertreduktion. So wird kreative Klarheit gefördert – ganz im Sinn von Remberts konstruktiver Reduktion.
5.2 Praxis‑Transfer: Vom Logo zum Interface
Auch außerhalb der Lehre wirken Remberts Ideen weiter – oft unbewusst, aber grundlegend. Besonders sichtbar ist ihr Einfluss in drei Feldern:
Logo-Design
Designer:innen greifen Remberts Prinzipien gezielt auf: Sie reduzieren komplexe Botschaften auf einfache Grundformen – Kreis, Linie, Quadrat – und schaffen damit universell verständliche Zeichen. In einer Welt voller Reize und wechselnder Trends gewinnen solche klaren Bildzeichen zunehmend an Bedeutung.
Interface-Ikonografie
App–Icons, Navigationssymbole und Interface–Elemente folgen exakt Remberts Ikonenprinzip: Einfachheit, Wiedererkennbarkeit, Bedeutung durch Reduktion. Eine Sprechblase steht für Kommunikation, eine Kamera für Erinnerung – kein Detail zu viel, keine Ablenkung. Gerade auf kleinen Displays zeigt sich: Wer Gestaltung auf das Wesentliche verdichten kann, kommuniziert wirksamer.
Mixed-Media-Kunst
In der zeitgenössischen Kunst, besonders in der Mixed-Media- und Installationskunst, finden sich zahlreiche Spuren von Remberts Collage-Prinzipien. Künstler:innen wie Njideka Akunyili Crosby oder Taryn Simon nutzen fragmentierte Bilder, Texte und Objekte, um komplexe gesellschaftliche oder biografische Themen zu erzählen. Was bei Rembert als Übung begann – das Überlagern von Bild und Schrift – ist hier zur Erzählform geworden.
Remberts Prinzipien als „visuelles Denken“
Was all diese Anwendungen verbindet, ist ein Verständnis von Gestaltung als Denkarbeit. Remberts Übungen trainieren nicht bloß Technik – sie fördern einen reflektierten Umgang mit Form, Fläche und Bedeutung. Wer so lernt, gestaltet nicht bloß schöne Bilder, sondern kommuniziert präzise.
Remberts Einfluss ist also nicht nur historisch bedeutsam – er ist methodisch hochaktuell. In einer Welt, die zunehmend visuell denkt, braucht es keine immer neuen Werkzeuge, sondern ein klares Fundament. Und genau das hat sie gelegt.
Wie ist Ihre Reaktion?






