Catharine Rembert: Lehransätze und ihr nachhaltiges Wirken
Die Arbeit beleuchtet das pädagogische Erbe von Catharine Rembert und zeigt, wie ihre gestalterischen Grundlagen – von Schattenriss bis Typografie – bis heute kreative Praxis prägen. Ein Plädoyer für Reduktion, Haltung und visuelles Denken.

Kapitel 4: Wirkung auf Studierende
Remberts Unterricht hinterließ Spuren – nicht nur in Skizzenbüchern, sondern in ganzen künstlerischen Biografien. Viele ihrer Studierenden trugen die Prinzipien ihrer Übungen weit über den Hochschulkontext hinaus: in Ateliers, Redaktionen, Agenturen und Galerien. Was als Schattenriss oder Maßstab-Studie begann, wurde zum Ausgangspunkt für gestalterisches Denken in der Welt.
Ein ikonisches Beispiel: Jasper Johns
Besonders eindrucksvoll zeigt sich Remberts Einfluss im Werk von Jasper Johns. In ihren Kursen arbeitete er mit Kreisschablonen – einfache, grafische Übungen, die später zu den Grundlagen seiner berühmten „Targets“ wurden. Doch Johns beließ es nicht bei der Übung: Er vergrößerte das Motiv auf monumentale Formate, trug Schichten aus Wachs und Pigment auf, bettete Zeitungsausschnitte ein – und verwandelte die einfache Form in eine komplexe Bildinstallation.
Die Zielscheibe wurde zur Denkfigur: zwischen Pop und Konzept, zwischen Malakt und Massenbild. Was bei Rembert als formale Reduktion begann, wurde bei Johns zur ikonografischen Revolution. Die Botschaft: Selbst einfache grafische Formen bergen das Potenzial, ganze Kunstströmungen mitzuprägen.
Andere Absolvent:innen: Von Grafikdesign bis Fotokunst
Auch viele andere Studierende griffen Remberts Übungen auf – oft intuitiv, manchmal systematisch, immer mit starker Wirkung:
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Designer:innen setzten ihre Raster- und Formstudien direkt in Corporate Designs um: Logos, Editorial-Layouts, Plakatserien. Sie nutzten klare Grundformen, Maßstab-Variationen und modulare Strukturen, um Marken Identität zu verleihen – reduziert, einprägsam und flexibel.
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Fotografinnen und Fotografen entwickelten aus Remberts Prinzipien neue Formen der Inszenierung: Ein Kaffeebecher, ein Teller, eine Schablone wurden vor neutralem Hintergrund fotografiert – als Umriss, als Schatten, als Serie. Die Motive wurden isoliert, transformiert und neu kontextualisiert. Bild wurde Zeichen, Zeichen wurde Erzählung.
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Typograf:innen experimentierten mit dem Zusammenspiel von Buchstabe und Bild. Die Idee der Collage – Fragment trifft Struktur – fand Eingang in Plakate, Buchumschläge, Website–Interfaces.
Gemeinsam ist all diesen Ansätzen: Sie wurzeln in einem Verständnis von Gestaltung, das bei der Wahrnehmung beginnt. Wer einmal gelernt hat, die Umrisslinie eines Glases als Formidee zu sehen, entwickelt ein geschärftes Gespür für Bildwirkung – unabhängig vom Medium.
Remberts Unterricht war damit mehr als die Vermittlung von Techniken: Er war ein Impuls zur Selbstermächtigung. Ihre Übungen legten das Fundament für einen eigenen gestalterischen Standpunkt – klar, reflektiert und eigenständig. Und genau darin liegt bis heute ihr nachhaltiger Einfluss.
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