Catharine Rembert: Lehransätze und ihr nachhaltiges Wirken

Die Arbeit beleuchtet das pädagogische Erbe von Catharine Rembert und zeigt, wie ihre gestalterischen Grundlagen – von Schattenriss bis Typografie – bis heute kreative Praxis prägen. Ein Plädoyer für Reduktion, Haltung und visuelles Denken.

Apr 22, 2025 - 16:13
Apr 23, 2025 - 20:52
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Kapitel 4: Wirkung auf Studierende
Form, Raum, Bedeutung – Hommage an das Denken in Linien: Visuelle Übersetzung von Catharine Remberts gestalterischer Grundübung.
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Kapitel 4: Wirkung auf Studierende

Remberts Unterricht hinterließ Spuren  – nicht nur in Skizzenbüchern, sondern in ganzen künstlerischen Biografien. Viele ihrer Studierenden trugen die Prinzipien ihrer Übungen weit über den Hochschulkontext hinaus: in Ateliers, Redaktionen, Agenturen und Galerien. Was als Schattenriss oder Maßstab-Studie begann, wurde zum Ausgangspunkt für gestalterisches Denken in der Welt.

Ein ikonisches Beispiel: Jasper Johns

Besonders eindrucksvoll zeigt sich Remberts Einfluss im Werk von Jasper Johns. In ihren Kursen arbeitete er mit Kreisschablonen  – einfache, grafische Übungen, die später zu den Grundlagen seiner berühmten „Targets“ wurden. Doch Johns beließ es nicht bei der Übung: Er vergrößerte das Motiv auf monumentale Formate, trug Schichten aus Wachs und Pigment auf, bettete Zeitungsausschnitte ein  – und verwandelte die einfache Form in eine komplexe Bildinstallation.

Die Zielscheibe wurde zur Denkfigur: zwischen Pop und Konzept, zwischen Malakt und Massenbild. Was bei Rembert als formale Reduktion begann, wurde bei Johns zur ikonografischen Revolution. Die Botschaft: Selbst einfache grafische Formen bergen das Potenzial, ganze Kunstströmungen mitzuprägen.

Andere Absolvent:innen: Von Grafikdesign bis Fotokunst

Auch viele andere Studierende griffen Remberts Übungen auf  – oft intuitiv, manchmal systematisch, immer mit starker Wirkung:

  • Designer:innen setzten ihre Raster- und Formstudien direkt in Corporate Designs um: Logos, Editorial-Layouts, Plakatserien. Sie nutzten klare Grundformen, Maßstab-Variationen und modulare Strukturen, um Marken Identität zu verleihen  – reduziert, einprägsam und flexibel.

  • Fotografinnen und Fotografen entwickelten aus Remberts Prinzipien neue Formen der Inszenierung: Ein Kaffeebecher, ein Teller, eine Schablone wurden vor neutralem Hintergrund fotografiert  – als Umriss, als Schatten, als Serie. Die Motive wurden isoliert, transformiert und neu kontextualisiert. Bild wurde Zeichen, Zeichen wurde Erzählung.

  • Typograf:innen experimentierten mit dem Zusammenspiel von Buchstabe und Bild. Die Idee der Collage  – Fragment trifft Struktur  – fand Eingang in Plakate, Buchumschläge, Website–Interfaces.

Gemeinsam ist all diesen Ansätzen: Sie wurzeln in einem Verständnis von Gestaltung, das bei der Wahrnehmung beginnt. Wer einmal gelernt hat, die Umrisslinie eines Glases als Formidee zu sehen, entwickelt ein geschärftes Gespür für Bildwirkung  – unabhängig vom Medium.

Remberts Unterricht war damit mehr als die Vermittlung von Techniken: Er war ein Impuls zur Selbstermächtigung. Ihre Übungen legten das Fundament für einen eigenen gestalterischen Standpunkt  – klar, reflektiert und eigenständig. Und genau darin liegt bis heute ihr nachhaltiger Einfluss.

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