Catharine Rembert: Lehransätze und ihr nachhaltiges Wirken

Die Arbeit beleuchtet das pädagogische Erbe von Catharine Rembert und zeigt, wie ihre gestalterischen Grundlagen – von Schattenriss bis Typografie – bis heute kreative Praxis prägen. Ein Plädoyer für Reduktion, Haltung und visuelles Denken.

Apr 22, 2025 - 16:13
Apr 23, 2025 - 20:52
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Kapitel 1: Einleitung
Form, Raum, Bedeutung – Hommage an das Denken in Linien: Visuelle Übersetzung von Catharine Remberts gestalterischer Grundübung.
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Kapitel 1: Einleitung

Wenn wir heute durch Galerien, Magazine oder digitale Interfaces navigieren, fällt auf, wie sehr unsere visuelle Sprache von reduzierten Formen geprägt ist  – von der Zielscheibe bei Jasper Johns bis zum App-Icon auf dem Smartphone. Doch woher stammt dieser Blick für das Elementare? Warum ziehen uns einfache Linien, Umrisse und Alltagsmotive so in den Bann?

Im Zentrum dieser Betrachtung steht eine Frau, deren pädagogische Vision zeitlos wirkt: Catharine Rembert. Anfang des 20. Jahrhunderts an der renommierten Pennsylvania Academy of the Fine Arts ausgebildet, lehrte sie später am Woman’s College (UNC Greensboro) und am Winthrop College in South Carolina. Ihre Lehre basierte nicht auf großen Gesten oder intellektueller Theorie, sondern auf klaren Formen, schlichten Materialien und der geduldigen Schulung des Sehens.

Ob Schattenriss, Kreisschablone oder Collage aus Handsatz und Fotofragment  – Remberts Übungen zielten immer auf mehr als Technik: Sie schärften das Bewusstsein für das Unsichtbare im Sichtbaren, für die Beziehung zwischen Objekt und Wahrnehmung, zwischen Funktion und Bedeutung.

Gerade heute, wo sich Stilrichtungen im Wochentakt ablösen und digitale Bilderfluten unsere Aufmerksamkeit fragmentieren, gewinnen Remberts Prinzipien neue Relevanz. Sie zeigen, wie wir durch Reduktion und Achtsamkeit gegenüber dem Alltäglichen zu einer eigenständigen, klaren Bildsprache finden  – sei es in der Pop Art, im Branding oder im Interface-Design.

Relevanz heute

Die Stärke von Remberts Ansatz liegt in seiner Einfachheit: Aus komplexen Gegenständen wird das Wesentliche herausgelöst  – ein Kreis, ein Quadrat, ein Tassenumriss. Diese Reduktion schult nicht nur das Auge, sondern auch das Denken in Zeichen und Bedeutungen. Die daraus entstehenden Ikonen  – ob als Plakat, Logo oder App-Symbol  – bleiben haften, weil sie nicht dekorieren, sondern verdichten.

In einer Zeit, in der Orientierung zur Herausforderung wird, bieten Remberts Übungen mehr als Gestaltungstechniken: Sie bieten Denkmodelle. Und genau darin liegt ihre Aktualität  – als leise, aber nachhaltige Gegenbewegung zur Überfrachtung und zur flüchtigen Aufmerksamkeit.

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