Volkes Stimme, Volkes Kraft (2024)
»Volkes Stimme, Volkes Kraft« (2024) beleuchtet die Ambivalenz des Volkswillens, dargestellt als mächtiger Fluss: schöpferisch und zerstörerisch zugleich. Die Vision mahnt zur Verantwortung, Weisheit und dem Schutz der Balance zwischen Recht und Macht.
O Demos, mächt'ger Bürgerwille,
Des Volkes Geist in stolzer Fülle,
Ein Streben nach der Freiheit Ruhm,
Wo Redlichkeit einst suchte, Blühm.
Doch wachet auf! Seid klug und weise,
Denn Mehrheit walzt auf breiter Gleise,
Ein Schwerte, scharf und ungezähmt,
Wenn Irrtums Hauch sich frech vermähmt.
Ein Echo schallt von alten Tagen,
Wo Volk und Macht so feist getragen,
Den Bürger recht zur Freiheit drang,
Doch Stolz auch mancher Warnung sang.
So spürt, was eurer Stimmen Kraft,
Im Gleichgewichte Recht erschafft;
Denn wankt das Maß, so stürzt der Hort,
Verloren ist der Wahrheit Wort.
O Demos, wäget gut die Waage,
Dass Macht sich nicht in Stolz verlage;
Bleibt wachsam, ehret hohen Rat,
Im Zweifelsfall auch widersagt.
Denn wenn der Hauch von Weisheit schwindet,
Und blind der Mehrheitswille bindet,
So kann das Werk, in Eile heut,
Den Grund zerstörn, den ihr betreut.
So höret, Bürger, diese Mahnung,
Gedenket eurer eig‘nen Ahnung,
Dass Demos stets mit Herz und Sinn,
Den Pfad der Freiheit halte hin.
#Gedanken des Künstlers in bildlicher Form
Zu »Volkes Stimme, Volkes Kraft« (2024)
Der Künstler steht vor einer weiten, pulsierenden Masse von Menschen, einer lebendigen Welle, die in ihrer Energie alles um sich herum durchdringt. Die Stimmen der Menge verschmelzen zu einem donnernden Chor, ein Echo, das von den Mauern der Stadt zurückgeworfen wird, wie der ferne, unaufhörliche Ruf des Ozeans. In seinem Geist erhebt sich das Bild eines mächtigen Flusses, der durch eine goldene Landschaft schießt – ein Strom, der sowohl schön als auch gefährlich ist. Der Fluss ist der Wille des Volkes: stark, leidenschaftlich, unaufhaltsam. Er schäumt und wirbelt, glitzernd unter dem Sonnenlicht, aber darunter verbergen sich Strömungen, die den Boden wegreißen und alles ins Unbekannte reißen können.
Der Künstler sieht eine Freiheit, die im Glanz dieses Flusses liegt – eine Freiheit, die wie ein schillernder Traum am Horizont leuchtet. Es ist der alte, ehrwürdige Geist der Freiheit, der in jedem Herzschlag der Menschen lebt, ein Ideal, das Generationen inspiriert hat. Aber mit dieser Kraft kommt eine Warnung: Der Fluss kann auch über die Ufer treten, kann sich in eine zerstörerische Flut verwandeln, die alles mit sich reißt, was ihm im Weg steht. Diese Vorstellung frisst sich tief in sein Bewusstsein, und das Bild beginnt zu schwanken, wie eine spiegelnde Wasseroberfläche, die plötzlich von einem Steinwurf gestört wird.
Vor seinem inneren Auge erhebt sich eine gigantische Waage, silbern und strahlend, die sich hoch oben über der Szene dreht. Sie ist aus filigranem, fast durchsichtigem Metall, das bei der kleinsten Bewegung schimmert, und doch ist sie so mächtig, dass sie das Schicksal aller lenken könnte. Die Waage ist das Gleichgewicht des Rechts, das in der Hand des Volkes ruht. Sie schwingt hin und her, und jede Stimme, jeder Wille beeinflusst ihre Neigung. Wenn sie zu stark in eine Richtung kippt, droht das empfindliche Gleichgewicht zu brechen. Der Künstler spürt die Spannung, das Zittern dieser Waage, das schwere Gewicht der Verantwortung, das in den Händen der Menge liegt.
Dann tauchen Schatten auf, Gestalten, die wie gesichtslose Statuen am Rand der Vision stehen. Ihre Stimmen sind nicht laut, sondern ein Flüstern, das von den Jahrhunderten getragen wird. Sie erinnern an alte Warnungen, Lehren aus der Geschichte, in die der Stolz und die Macht so oft ihre gierigen Finger gelegt haben. Diese Geister der Vergangenheit blicken ernst, ihre Mienen eingefroren in einem Ausdruck, der zugleich Weisheit und Bedauern in sich trägt. Sie rufen: Wacht auf! Hört zu! Und der Künstler fühlt, wie eine kalte Ahnung durch seinen Rücken jagt. Die Menge mag unerschütterlich wirken, aber das Flüstern der Alten schneidet durch die Kraft des Volkes, wie ein kalter Hauch an einem sonst warmen Sommerabend.
Schließlich weht ein sanfter, silberner Wind durch die Szenerie, der Hauch der Weisheit. Er ist fast unsichtbar, ein zartes Leuchten, das die Blumen des Verstands erblühen lässt, wo er verweilt. Die Luft ist still, und für einen Moment scheint alles friedlich. Doch der Künstler weiß, wie zerbrechlich dieser Frieden ist. Wenn die Weisheit schwindet, verwandelt sich dieser Hauch in einen kalten Nebel, der den Weg verhüllt, die Sinne verwirrt und das Volk in blindem Eifer führt. Es ist eine graue Dürre, eine Leere, die das Land umklammert, wenn die Vernunft stirbt.
Die Vision verblasst, doch das Gefühl bleibt. Ein Gefühl, dass das Schicksal des Volkes nie festgeschrieben ist, sondern immer wieder neu gewählt, neu entschieden wird. Der Künstler weiß: Diese Kraft, diese unbändige Energie, die der Demos in sich trägt, ist ein lebendiges, atmendes Wesen – es kann schaffen und zerstören, heilen und verletzen. Und in dieser Ambivalenz liegt die unendliche Verantwortung, die jeden von uns betrifft.
Wie ist Ihre Reaktion?