7-Gedanken: Selbst sichtbar werden - statt dargestellt sein
Eine gestalterisch-philosophische Auseinandersetzung über Gestaltung als Haltung. In sieben Gedanken wird Sehen, Entscheiden, Reduzieren und Wahrnehmen neu erfahrbar – als Einladung zur Präsenz, nicht zur Abbildung. Ruhig. Präzise. Offen für Zwischentöne. Im Sinne von Catharine Remberts Lehre.

GEDANKE 6: Wiederholung als Erkenntnis
Wiederholen – das klingt nach Mühe.
Nach Mechanik. Nach Pflicht.
Doch bei Catharine Rembert war Wiederholung kein Drill.
Sie war eine Bewegung.
Eine Schleife,
in der sich nicht das Gleiche wiederholt –
sondern der Blick sich verändert.
In ihren Kursen wurde nicht geübt,
um etwas zu beherrschen.
Es wurde wiederholt,
um etwas zu sehen –
neu, anders, tiefer.
Ein Blatt.
Ein Kreis.
Ein Schatten.
Noch einmal.
Und noch einmal.
Nicht, weil der erste Versuch misslungen war.
Sondern weil jeder Versuch
eine andere Wahrnehmung freilegen konnte.
In dieser Art der Wiederholung
ging es nicht um Kontrolle.
Es ging um Öffnung.
Um das Zulassen kleiner Verschiebungen.
Denn was sich verändert,
ist nicht die Übung –
sondern der Übende.
Wiederholung schafft kein Wissen auf Abruf.
Sondern Vertrautheit.
Nicht als Routine,
sondern als langsames, tastendes Sehen.
Remberts Lehre ging davon aus:
Erkenntnis springt nicht.
Sie tastet sich voran.
Im Tempo der Aufmerksamkeit.
Im Rhythmus des eigenen Fragens.
Wiederholung war bei ihr kein Selbstzweck.
Sondern ein Gegengewicht –
gegen das vorschnelle Verstehen.
Gegen das Abhaken.
Gegen das „Ich weiß schon“.
Denn was wir oft tun,
tun wir oft nur oberflächlich.
Und was wir wiederholen,
zeigt – wenn wir still genug bleiben –
plötzlich etwas,
das vorher nicht da war.
Vielleicht ist diese Wiederholung auch ein Widerstand:
Gegen das Neue um des Neuen willen.
Gegen den Zwang zum Fortschritt.
Stattdessen: Tiefe.
Stattdessen: Geduld.
Stattdessen: Vertrauen –
dass etwas wächst,
wenn man bei ihm bleibt.
Das braucht Mut.
Und Zeit.
Denn Wiederholung ist keine Garantie.
Sie ist ein Angebot.
Ein Angebot, im Tun zu lernen,
was sich nicht erklären lässt.
Ein Angebot,
Form nicht als Produkt zu sehen,
sondern als Prozess.
Und vielleicht auch:
mich selbst nicht als Macher,
sondern als Lernenden.
Wie ist Ihre Reaktion?






