7-Gedanken: Selbst sichtbar werden - statt dargestellt sein

Eine gestalterisch-philosophische Auseinandersetzung über Gestaltung als Haltung. In sieben Gedanken wird Sehen, Entscheiden, Reduzieren und Wahrnehmen neu erfahrbar – als Einladung zur Präsenz, nicht zur Abbildung. Ruhig. Präzise. Offen für Zwischentöne. Im Sinne von Catharine Remberts Lehre.

Apr 23, 2025 - 18:06
Apr 26, 2025 - 08:18
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GEDANKE 7: Die Collage als Formverständnis
Im Raum der Zwischenformen – Gedanken hängen, nicht als Botschaft, sondern als Bewegung im Raum.
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GEDANKE 7: Die Collage als Formverständnis

Nicht alles muss eins sein.
Nicht alles passt. 

Und das ist nicht das Problem.
Es ist die Einladung. 

In Catharine Remberts Lehre war die Collage keine Spielerei.
Sie war eine Schule des Sehens.
Ein Raum, in dem Fragmente nicht verborgen –
sondern freigelegt wurden. 

Ein Stück Handsatz.
Ein zerrissenes Foto.
Ein aufgeklebter Papierstreifen. 

Nichts davon perfekt.
Aber alles: in Bewegung.
Im Werden. 

In der Collage durfte etwas nebeneinander stehen,
was im klassischen Bildaufbau nicht „stimmig“ war. 

Und genau darin:
begann etwas zu sprechen. 

Nicht im Sinne einer Aussage –
sondern im Sinne einer Haltung:

Das darf da sein.
Auch wenn es bricht.
Auch wenn es nicht auflöst.
Auch wenn es nicht erklärt. 

Rembert ließ in der Collage ein Denken zu,
das nicht linear war.
Nicht harmonisch.
Aber offen. 

Offen für Verschiebung.
Für Widerspruch.
Für das Unfertige. 

In ihren Übungen lautete die Frage nicht:
„Wie bringe ich das alles in eine Form? “

Sondern:
„Was entsteht, wenn ich nichts glätte? “

Das ist ein anderes Verständnis von Gestaltung.
Eines, das sich nicht über Ordnung definiert,
sondern über Aufmerksamkeit. 

Denn was in der Collage sichtbar wird,
ist nicht das Gefundene –
sondern das Zusammensetzen. 

Die Geste,
etwas zu nehmen,
es zu verschieben,
es anders zu lesen. 

Und damit:
eine neue Möglichkeit zu eröffnen. 

Vielleicht war es gerade diese Offenheit,
die Rembert wichtig war. 

Eine Form, die nicht festschreibt,
sondern fragt. 

Nicht: Was ist das?
Sondern: Was könnte das sein – im Verhältnis zu etwas anderem? 

So entsteht eine Gestaltung,
die nicht von Einheit lebt,
sondern von Beziehung. 

Eine Gestaltung,
die nicht erklärt,
aber erfahrbar macht:

Vielfalt ist nicht das Gegenteil von Klarheit.
Sie ist ihr Boden. 

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