Macht Richtsinn (2025)

»Macht Richtsinn« (2025) thematisiert die leise, zerstörerische Wirkung von Macht und den Verlust des moralischen Kompasses im Alltag. In poetischen Bildern und alltäglichen Szenen zeigt der Künstler, wie Resignation und Bequemlichkeit den Richtsinn verdrängen – und ruft zu Mut und Klarheit auf.

Jan 10, 2025 - 13:02
Jan 10, 2025 - 14:16
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Das Bild zeigt einen Mann, der mit gesenktem Kopf an einem Küchentisch sitzt. Eine Zeitung liegt achtlos auf dem Boden, während Resignation in seiner Haltung liegt.

 

O Mensch, der Kron' im Wahnsinn trägt,

Von Macht geblendet, irr' er schlägt.

Dein Aug' verschlossen, finstrer Hort,

Wahrheit geflohn, ein tauber Ort.

 

So wächst dein Stolz, ein töricht Kind,

Vernebelt Geist, verblaset Wind.

Des Thrones Glanz, ein falscher Schein,

Die Welt zerbricht im eignen Sein.

 

Was gilt dir Gut, was gilt dir Ehr'?

Wenn Furcht und Leid dein Erbe mehr?

Die Hand, die du gen Himmel reckst,

Hat Flammen, Tod und Sturm geweckt.

 

Erkenne doch, wie Staub du bist,

Kein Herr, nur Gast im Weltenmist.

So nieder beug', o stolze Brust,

Und finde Frieden, nicht die Lust.

 

Doch höre nicht, dein Stolz ist groß,

Dein Pfad ein Weg zu eig'nem Stoß.

Die Macht, sie trübt, sie frisst dich blind,

Am Ende: Asch', verweht im Wind.

 

#Gedanken des Künstlers in bildlicher Form

 Zu »Macht Richtsinn« (2025)

In seinen Gedanken formten sich Szenen aus dem täglichen Leben – Bilder, die unscheinbar und alltäglich wirkten, aber eine tiefere Wahrheit in sich trugen. Der Künstler sah keine großen Schlachten, keine Könige auf Thronen, keine epischen Auseinandersetzungen. Stattdessen waren es die stillen Momente, in denen die Macht leise wirkte, sich unbemerkt einschlich und den Richtsinn zum Schweigen brachte. Diese Momente waren ihm vertraut, voller Nähe und Realität – und genau darin lag ihre Kraft.

Da war der Mann im Büro, der stumm vor seinem Schreibtisch saß. Die Luft war schwer von der Stille des Betriebs, unterbrochen nur vom Klackern der Tastaturen und dem Summen eines Telefons. Der Mann blickte auf den Monitor, die Schultern müde herabgesunken. Im Besprechungsraum sprach sein Chef laut, bestimmend, während er selbst im Hintergrund blieb. Er wollte etwas sagen, eine Frage stellen, doch er hielt inne. Seine Hand, halb erhoben, sank langsam wieder herab. Die Worte, die auf seinen Lippen lagen, blieben ungesprochen. Es war keine Zustimmung, die ihn verstummen ließ, sondern eine stille Angst. Angst vor Konflikt, vor Konsequenzen, vor dem Verlust des mühsam gewahrten Friedens. Nicht aus Überzeugung unterwarf er sich, sondern aus Erschöpfung. Der Frieden, dachte der Künstler, war nicht echt – er speiste sich aus Schweigen, aus einem schleichenden Einverständnis mit der Macht, die über ihm stand.

Ein anderes Bild: Eine Frau an der Supermarktkasse. Sie legte ihre Einkäufe auf das Band, während die Kassiererin sie freundlich fragte: „Haben Sie noch einen Wunsch?“ Die Frau lächelte kurz, fast mechanisch, und schüttelte den Kopf. Doch in ihrem Inneren zögerte sie. Sie wusste, dass die Kassiererin lange Schichten arbeitete, dass ihr Lohn kaum ausreichte, dass das Unternehmen, für das sie arbeitete, von ihrer Mühe profitierte. Ein Gedanke drängte sie, etwas zu sagen, vielleicht zu fragen: „Geht es Ihnen gut?“ Doch sie sprach nicht. Stattdessen schob sie ihren Wagen weiter, so wie alle anderen vor ihr. Für den Künstler wurde in dieser Szene sichtbar, wie Macht oft nicht von oben herab wirkt, sondern in den stillen Strukturen des Alltags wohnt – und in der Bequemlichkeit, die den Richtsinn erstickt.

Auch die Kinder auf dem Platz vor dem Supermarkt formten ein klares Bild. Inmitten einer Gruppe von Kindern, die lachten und spotteten, stand ein Kind, das still zusah. Es wusste, dass das, was geschah, falsch war. Es spürte den Knoten in seinem Bauch, das Gewicht der Ungerechtigkeit, die vor seinen Augen geschah. Doch es sagte nichts. Es stand still, schwieg. Nicht aus Bosheit, sondern aus Angst, selbst zum Ziel der Gruppe zu werden. In diesem Schweigen erkannte der Künstler eine stille Unterwerfung – nicht vor einer Person, sondern vor einer Dynamik, einer Macht, die aus der Masse geboren wird. Ein Kind allein hätte den Mut gehabt, doch in der Gruppe verlor es seinen Richtsinn und zog es vor, zu schweigen, um nicht aufzufallen.

Noch eine Szene: Ein Mann saß am Küchentisch, vor ihm lag eine Zeitung. Sie berichtete von Ungerechtigkeiten: von Korruption, von Kriegen, von Entscheidungen, die Leid brachten. Der Mann zog die Stirn zusammen, las die Worte, und für einen Moment regte sich etwas in ihm. Er wollte handeln, wollte etwas tun, wollte schreien. Doch dann legte er die Zeitung beiseite, griff zu seinem Kaffee und murmelte: „Was kann ich schon ändern?“ In dieser Geste sah der Künstler keine Gleichgültigkeit, sondern eine allzu vertraute Resignation. Es war die stille Macht der Ohnmacht, die den Menschen lähmt. Der Mann glaubte, zu klein zu sein, um etwas zu bewegen, und fügte sich – wie so viele andere vor ihm.

Diese Szenen des Alltags verbanden sich in den Gedanken des Künstlers zu einer größeren Wahrheit. Macht, erkannte er, ist nicht immer laut, nicht immer sichtbar. Oft wirkt sie leise, unscheinbar, in den Kompromissen des Alltags, in den Momenten, in denen Menschen den Konflikt scheuen, den Frieden wahren wollen und dabei ihren Richtsinn verlieren. Es ist die Macht des Systems, der Gewohnheit, der Angst vor Veränderung, die Menschen dazu bringt, sich zu fügen – nicht aus Überzeugung, sondern aus Bequemlichkeit.

Dieses stumme Einverständnis wurde in den Bildern des Künstlers zum wahren Drama. Der Mensch glaubt, durch das Schweigen Frieden zu bewahren, doch in Wahrheit opfert er dafür etwas viel Wertvolleres: seinen moralischen Kompass. Der Künstler sah, wie sich Menschen täglich entscheiden, nicht hinzusehen, nicht zu handeln, nicht die Stimme zu erheben. Es war ein stiller Verrat an sich selbst – ein leiser, schleichender Verlust, der niemanden aufrüttelt, aber alles verändert.

Doch inmitten dieser Szenen der Resignation formte sich ein anderes Bild: ein Mensch, der innehielt. Dieser Mensch hob den Blick, sprach leise, aber klar und stellte eine Frage, wo sonst Schweigen herrschte. Der Künstler sah darin keinen großen, heroischen Akt, sondern einen stillen Moment der Wahrheit – einen Moment, in dem Richtsinn die Macht überwand.

Für den Künstler war dies die zentrale Botschaft seines Gedichts: Frieden, der auf Unterwerfung basiert, ist kein wahrer Frieden. Er ist ein Trugbild, ein fauler Kompromiss, der die Macht stärkt und den Menschen schwächt. Doch es gibt einen Weg, diesen Kreislauf zu durchbrechen – durch Mut, durch Klarheit, durch die Bereitschaft, den eigenen Richtsinn zu bewahren, selbst wenn es unbequem ist.

Schließlich verbanden sich all diese Szenen in den Gedanken des Künstlers zu einer Mahnung und einer Hoffnung zugleich. Sie zeigten, dass die Macht zwar leise wirkt, doch dass der Mensch in jedem Moment die Wahl hat: sich ihr zu unterwerfen oder ihr mit seinem Richtsinn zu begegnen. Es ist diese Wahl, die den Kern von »Macht Richtsinn« ausmacht – eine Erinnerung daran, dass echter Frieden nur aus Mut und Wahrheit entstehen kann.

So nahm er, bewegt von dem, was er sah, einen Stift in die Hand. Mit jedem Wort, das er schrieb, ließ er die stummen Szenen sprechen und gab den schweigenden Augenblicken eine Stimme. Er bannte die Schatten der Macht und das Licht des Richtsinns auf das Papier, in der Hoffnung, dass die Worte wie ein Spiegel wirken – ein Spiegel, in dem jeder Leser sich selbst erkennen konnte. Und so wurden seine Bilder zu Zeilen, seine Gedanken zu Versen, und die leisen Wahrheiten seines Herzens fanden ihren Weg in die Welt, für jeden, der bereit war, hinzusehen.

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