7-Gedanken: Selbstkasteiung der Tourismusbranche

Eine Gedankenskizze über Preis, Haltung und Würde im Tourismus. In sieben Gedanken erzählt dieser Text von Selbstachtung in Zahlenform - und von der Freiheit, nicht nur zu kalkulieren, sondern zu gestalten. Eine Einladung zum Innehalten.

Apr 20, 2025 - 20:43
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GEDANKE 2: Der Niedrigpreis als Irrweg
Wer in Preise denkt, denkt über Menschen nach. Und manchmal: über sich selbst.
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GEDANKE 2: Der Niedrigpreis als Irrweg

Günstig klingt charmant. Nach Zugänglichkeit, nach Freundlichkeit, nach: „Hier bist du willkommen.“ Und ja - manchmal funktioniert das. Kurzfristig. Doch wer dauerhaft billiger ist, als er selbst tragen kann, verwässert nicht nur sein Profil - er verliert es.

Denn mit jedem Rabatt verschwimmt die Erzählung. Es entsteht nicht das Bild eines besonderen Ortes, sondern eines austauschbaren Angebots. Wer sich über Preis definiert, kommuniziert: „Ich bin billig.“ Und was billig ist, kann jederzeit durch etwas anderes ersetzt werden.

Was wenig kostet, wird oft als wenig wert empfunden - eine Binsenweisheit. Aber eine mit psychologischer Sprengkraft. Die Vorstellung, durch niedrige Preise mehr Menschen zu erreichen, ist nachvollziehbar - aber gefährlich. Denn sie verändert die Wahrnehmung. Der Gast lernt: „Das hier kostet nicht viel - also kann ich auch nicht viel erwarten.“

Und das spürt man. Im Service, der schneller, aber nicht besser wird. In der Ausstattung, die funktional bleibt, aber nicht inspiriert. In der Atmosphäre, die nicht mehr leuchtet, sondern einfach da ist.

Ein Ort wie viele.

Zwei Ferienunterkünfte, gleicher Ort, ähnliche Lage, vergleichbare Ausstattung. Die eine lockt mit „Bestpreis-Garantie“. Die andere erzählt von Handtüchern aus regionaler Bio-Baumwolle, einem Frühstück mit Honig vom Nachbarhof, einer barrierefreien Dusche, die nicht nach Kompromiss aussieht, sondern nach Komfort. Die zweite kostet mehr. Aber sie hat mehr zu sagen. Und das merken die Gäste - sie kommen nicht nur wegen, sondern wegen genau dieser Entscheidung.

Dauerhaft mit dem Preis zu werben heißt: Man hat irgendwann nichts anderes mehr zu erzählen. Es ist wie ein Gespräch, das nur noch aus der immer gleichen Floskel besteht: „Günstig, günstig, günstig.“
Aber wer beginnt, von Ideen zu sprechen - von Materialien, von Menschen, von Herkunft und Haltung - der öffnet einen anderen Raum. Einen Raum, in dem nicht geworben, sondern erzählt wird. Nicht gedrückt, sondern inspiriert.

Der zweite Gedanke ist deshalb eine Einladung zur Rückkehr zur eigenen Geschichte.
Höre auf, dich unter Wert zu verkaufen.
Und beginne, deinen Wert zu erzählen. Nicht zur Rechtfertigung - sondern als Angebot. Nicht als Reaktion - sondern als Position.

Denn wer sich nicht nur fragt: „Was kostet das?“, sondern: „Was ist das wert?“, hat schon begonnen, anders zu denken.

Wie ist Ihre Reaktion?

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