7-Gedanken: Selbstkasteiung der Tourismusbranche
Eine Gedankenskizze über Preis, Haltung und Würde im Tourismus. In sieben Gedanken erzählt dieser Text von Selbstachtung in Zahlenform - und von der Freiheit, nicht nur zu kalkulieren, sondern zu gestalten. Eine Einladung zum Innehalten.

GEDANKE 1: Angst als Preispolitik - Der lähmende Reflex
In vielen kleinen Betrieben an der Küste, in den Bergen, im ländlichen Raum ist sie spürbar - die Angst, Preise zu erhöhen. Sie sitzt mit am Frühstückstisch, steht hinter der Rezeption, liegt nachts im Bett, wenn Zahlen im Kopf kreisen. Sie fragt leise, aber unermüdlich: „Was, wenn die Gäste dann wegbleiben?“
Diese Angst hat sich zu einem Reflex entwickelt - einem stillen, aber mächtigen. Sie zensiert jede mutige Idee, flüstert Zweifel in jedes Gespräch, dämpft den Stolz auf das eigene Tun. Der Betrieb läuft weiter - aber auf Sparflamme. Man bietet an, was man sich kaum noch leisten kann. Man arbeitet - aber unter Wert. Und irgendwann fragt sich keiner mehr: Warum eigentlich?
Dabei ist die Rechnung einfach - nur der Mut zur Rechnung fehlt. Steigende Energiepreise, teureres Personal, höhere Einkaufskosten - all das sind Realitäten. Und doch klammern sich viele an alte Preismodelle wie an ein sinkendes Boot.
Das Ergebnis: Eine stille Form der Selbstkasteiung. Die Qualität sinkt, das Team wird überfordert, die Freude schwindet. Der Gast merkt das. Vielleicht bleibt er noch - aber er kommt nicht mehr wieder.
Was es stattdessen braucht? Ehrliche Kalkulation. Und noch mehr: eine Rückbesinnung auf den eigenen Wert. Preise sind keine Strafzettel für Gäste - sie sind Ausdruck von Verantwortung. Sie sagen: „Das ist unsere Arbeit wert. Und Sie sind es uns wert, dass wir Qualität erhalten können.“
Ein Beispiel: Eine Gastgeberin auf Usedom. Sie schrieb ihren Stammgästen einen Brief, handschriftlich unterschrieben. Darin erklärte sie, warum sie die Preise um 15 % erhöht: faire Löhne, bessere Qualität, Investitionen in Nachhaltigkeit. Die Reaktion? Kaum Stornierungen. Viele Gäste schrieben zurück - mit Verständnis, mit Respekt. Einige wünschten sogar explizit: „Bitte bleiben Sie bei dieser Haltung.“
Der erste Gedanke dieser Reihe ist deshalb ein Plädoyer für Klarheit. Für Selbstachtung in Zahlenform. Für den Mut, dem Gast nicht nur ein Angebot zu machen - sondern eine Haltung zu zeigen.
Denn der Preis ist nicht das Problem. Er ist der Anfang einer ehrlichen Beziehung. Und diese beginnt nicht auf der Rechnung - sondern im Kopf.
Wie ist Ihre Reaktion?






