Pädagogischer Rahmen: Selbst sichtbar werden - statt dargestellt sein
„Pädagogischer Rahmen – Selbst sichtbar werden - statt dargestellt sein“ ist ein zeitgemäßes Lehrformat für alle, die Wahrnehmung schulen, Räume öffnen und Gestaltung als Spur des Denkens begreifen. Acht Kapitel, Übungen, Reflexionen – und ein Gedanke, der bleibt. Im Sinne von Catharine Remberts Lehre.

Kapitel 6: Wiederholung als Erkenntnis
Ein Fokus auf Vertiefung, Geduld und das Lernen über Zeit
Wiederholung ist kein mechanischer Akt. In Catharine Remberts Lehre ist sie vielmehr ein Weg zur Tiefe, zur kontinuierlichen Selbsterforschung. Indem wir immer wieder dieselbe Übung durchführen, entdecken wir stets Neues. Wiederholung ist Geduld, ist Vertrauen darauf, dass sich das Wesentliche erst nach und nach offenbart. Sie wird zum meditativen Prozess, zur Schule des genauen Hinsehens.
Was auf den ersten Blick gleich erscheint, zeigt im zweiten seine Unterschiede. Die gleiche Linie, am nächsten Tag gezogen, wirkt anders. Die gleiche Form, erneut ausgeschnitten, fühlt sich anders an. Wiederholung erzeugt nicht Routine, sondern Resonanz – eine feine Schwingung zwischen Hand, Auge, Denken und Gefühl.
Eine wiederholte Handlung beginnt, mehr als nur Technik zu sein. Sie wird zu einer Art Gespräch mit sich selbst. Jede Wiederholung ist eine kleine Frage: Bin ich noch hier? Was sehe ich heute, was ich gestern nicht sah? Was verändert sich – im Bild, im Körper, im Blick?
Ein siebentägiges Linienritual, täglich dieselbe Form, dieselbe Zeit. Oder: Eine Komposition, jeden Tag neu gesetzt, aus den gleichen Elementen. Manchmal ist die Veränderung minimal, kaum sichtbar. Manchmal überraschend radikal. Und beides ist wertvoll. Denn nicht die Größe der Veränderung zählt – sondern das Bewusstsein dafür.
Eine Teilnehmerin sagte:
„Erst am vierten Tag habe ich gemerkt, wie sehr ich dem Papier nicht vertraut habe.“
Wiederholung zeigt nicht nur Fortschritt – sie zeigt Muster. Auch innere.
Aufgabenstellung: Gestalterische Wiederholung
Ziel: Wähle eine einfache Übung oder Form (z. B. eine Linie, eine Fläche, ein Schattenbild) und wiederhole sie täglich – für mindestens fünf Tage. Dokumentiere den Prozess durch Zeichnung, Fotografie oder Audio.
Optionen zur Variation:
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Gleiches Format, aber wechselnde Materialien
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Gleiches Motiv, aber wechselnde Stimmung
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Gleiches Medium, aber wechselnde Tageszeit
Reflexion: Führe ein kurzes Journal zu jeder Wiederholung. Was war anders? Was blieb? Wann begann es leicht zu werden – wann schwer?
Lernziele
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Tiefe durch Wiederholung erfahren: Lernen, mit feinen Unterschieden umzugehen.
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Geduld und Aufmerksamkeit kultivieren: Gestaltung als Prozess über Zeit begreifen.
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Selbstbeobachtung verankern: Wahrnehmung von Innen- und Außenprozessen reflektieren.
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Bewusste Differenzierung schulen: Auch kleine Verschiebungen sehen und benennen können.
Pädagogische Prinzipien
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Iteration als Erkenntnisweg: Lernen ist ein zyklischer, kein linearer Prozess.
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Prozess statt Bewertung: Der Fokus liegt nicht auf dem „besseren“ Ergebnis, sondern auf der inneren Bewegung.
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Vertrauen in die Langsamkeit: Tiefe entsteht nicht durch Tempo, sondern durch Wiederholung.
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Transparenz im Prozess: Jede Wiederholung ist sichtbar – kein „Korrigieren“, kein „Verstecken“.
Auch diese Reihe von Lernmethoden – passend zu Kapitel 6: Wiederholung als Erkenntnis – lässt sich wunderbar in deinem vertrauten, ruhigen Stil formulieren. Die Sprache bleibt verdichtet, bildhaft und offen, sodass jede Methode mehr ist als eine Anweisung: Sie lädt zur Erfahrung ein.
Mögliche Lernmethoden
Selbststudium / Ritual - Die Wiederholung wird zum täglichen Moment der Rückkehr. Immer zur gleichen Zeit, mit dem gleichen Material – eine Linie, eine Geste, ein Schatten. Danach ein kurzer Nachsatz: ein Gedanke, eine Stimmung, ein Wort. Nicht zur Auswertung – nur zur Spurensicherung.
Gruppensetting / Vergleich - Jede*r arbeitet mehrere Tage lang am gleichen Motiv. Am Ende werden die entstandenen Serien gemeinsam betrachtet – still, nebeneinandergelegt, ohne Hierarchie. Im Austausch wird sichtbar, was sich verändert hat – in der Linie, im Blick, in der Haltung. Wiederholung wird zur kollektiven Erkenntnis.
Digital begleitet - Die Wiederholungen werden als Timelapse dokumentiert – fotografisch, filmisch oder in Screenshot-Reihen. Im Nachhinein werden Unterschiede sichtbar, die im Tun unbemerkt bleiben. Die digitale Schichtung macht Zeit greifbar – nicht technisch, sondern sinnlich.
Körperorientiert - Nicht die Hand, sondern der Körper wiederholt sich: eine Geste, eine Bewegung, eine Haltung. Diese Wiederholung wird zeichnerisch oder sprachlich festgehalten. Es geht nicht um Perfektion, sondern um das Spüren. Der Körper denkt mit – und zeigt, was sich eingeschrieben hat.
Zum Weiterdenken
Wiederholung ist nicht Wiederholung, wenn man mit anderen Augen hinschaut. Jede Iteration erzählt eine Geschichte – auch wenn sie sich kaum vom Vorher unterscheidet. Und vielleicht ist genau darin die Erkenntnis: dass Sehen eine Frage der Aufmerksamkeit ist, nicht der Abwechslung.
Wer Wiederholung zulässt, öffnet sich einer anderen Zeit. Einer Zeit, in der Tiefe nicht durch Veränderung entsteht, sondern durch Wiederkehr. Gestaltung wird so zum inneren Rhythmus – und der eigene Blick zum Instrument, das immer feiner gestimmt wird.
Wie ist Ihre Reaktion?






