Reigen im Blätterhain (2024)

»Reigen im Blätterhain« erzählt von einem verspielten Herbstwind, der die Eichen zu einem Tanz im goldenen Blättermeer verführt. Die Bäume wanken kurz im Herbstreigen, bevor die Ruhe des Abends einkehrt und der Wald in friedvolle Stille versinkt.

Nov 18, 2024 - 11:02
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Auf gold’nem Teppich, im Blätterhain,

Wo Eichen träumen, so stolz und fein,

Da schwebt er daher, der Lüfte Spielmann,

Ein kecker Frevler im Wirbelgang.

 

Ein junger Bursche im Luftgewand,

Kaum fassbar, geisterhaft, lose gebannt,

Er springt und wirbt um die Bäume sacht,

Lockt sie zum Reigen, mit Lied und Pracht.

 

"O edle Eichen, warum so starr?

Vernehmt mein Rufen, o hört es klar!

Einst habt ihr getanzt im seligen Wind,

Vergaßt ihr, was Freude des Herbstes bringt?"

 

So wirbelt der Frevler, der Wind gar hold,

Im Laube glänzet der Herbstesgold,

Er wirbt mit Kühnheit, mit frechem Klang,

Ein Spielmann, der singet im Luftgesang.

 

Doch bald wird ermüdet der junge Fant,

Der Abend naht, nimmt ihn sanft an die Hand.

Das Laub sinkt leise, schlummert dahin,

Ein Teppich der Stille, voll Frieden drin.

 

Die Eichen, weise und würdig alt,

Senken die Kronen im Abendlüft’ kalt.

So kehrt sie zurück, die traute Ruh’,

Der Wind zieht weiter, lässt Träume zu.

 

#Gedanken des Künstlers in bildlicher Form

Zu »Reigen im Blätterhain« (2024)

Der Künstler, der »Reigen im Blätterhain« erschafft, trägt in sich eine Welt voller lebendiger Bilder, die den Herbst in all seiner Pracht und Magie heraufbeschwören. Vor seinem inneren Auge entfaltet sich ein Wald, der im sanften, goldenen Licht der tiefstehenden Sonne badet. Der Waldboden ist über und über mit einem dichten Teppich aus Blättern bedeckt, die in warmen Tönen leuchten – von strahlendem Gelb über glühendes Orange bis hin zu feurigem Rot. Es ist, als hätte der Herbst selbst seine Farben großzügig über die Welt ausgegossen, und der Boden scheint wie ein lebendes, atmendes Gemälde.

Die alten Eichen ragen hoch und erhaben in den Himmel mächtige Gestalten, die eine geheimnisvolle Ruhe ausstrahlen. Sie stehen da wie ehrwürdige Wächter, in deren knorrigen Ästen das Wissen unzähliger Jahreszeiten ruht. Der Wald ist still, beinahe träumerisch, als ob die Natur selbst einen tiefen Atemzug genommen hätte und für einen Moment innehält.

Doch plötzlich erwacht der Wind – nicht als bloße Brise, sondern als ein lebendiger, geisterhafter Tänzer. In den Gedanken des Künstlers erscheint er als ein unsichtbarer Bursche, ein Luftgeist, jung und verspielt, gekleidet in ein Gewand aus Licht und Luft, das in der Bewegung schimmert. Er springt und wirbelt durch den Wald, ein ausgelassener Spielmann, der mit überschäumender Freude die Blätter aufwirbelt und sie wie goldene Funken in den Himmel tanzen lässt. Der Wind ist voller Übermut, voller Lust am Spiel, und er ruft die alten Bäume heraus, sie zu einem Tanz zu verführen.

Der Künstler sieht den Wind als einen schelmischen Verführer, einen kecken Frevler, der die Eichen mit einem fröhlichen Lied umgarnt. „Warum so ernst?“ scheint er zu flüstern, „Habt ihr das Tanzen vergessen?“ Der Wind umtanzt die Baumriesen, zupft an ihren Ästen und streichelt ihre Blätter, lockt sie mit seiner Melodie. Es ist ein wildes Werben, ein Tanz voller Lebendigkeit, und für einen Augenblick scheint es, als könnte selbst die älteste Eiche versucht sein, sich im Rhythmus des Herbstwindes zu wiegen.

Doch der Künstler weiß, dass dieser ausgelassene Reigen nicht ewig währen kann. Irgendwann wird der Wind müde, seine spielerische Energie schwindet. Die Abenddämmerung zieht auf, wie ein sanfter Schleier, der sich über den Wald legt. Die goldenen Blätter sinken leise zu Boden, legen sich sanft und friedlich hin, als wollten sie sich für den letzten Tanz bedanken. Der Wald kehrt zur Ruhe zurück, der Lärm des Windes verstummt, und die Stille breitet sich aus wie ein wohltuender Mantel.

In diesem Moment sieht der Künstler, wie die alten Eichen ihre Kronen würdevoll in die kühle Abendluft neigen. Sie scheinen die Vergänglichkeit des Lebens zu verstehen, in Frieden mit dem Zyklus der Natur. Die Luft ist still, und der Boden ist nun ein goldener Teppich der Ruhe, über dem die Träume des Herbstes schweben. Der Wind zieht weiter, doch die Schönheit seines vergänglichen Spiels bleibt in Erinnerung – ein zarter Herbsttraum, der sich für immer in das Herz des Waldes eingegraben hat. Der Künstler fühlt die Harmonie des Augenblicks und die stille Poesie der Vergänglichkeit, und dieses Bild bleibt tief in seiner Seele verankert.

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