Musikalisches Bühnenstück: »Krieg dient nicht hier, dient nicht dort« (2025)
Basierend auf dem Gedicht von Anselm Bonies entfaltet Nele Van Bonjes ein musikalisches Bühnenstück über Krieg, Zerstörung und Hoffnung. Ein uralter Baum, Zeuge der Vergangenheit, spricht. Ein Lichtstrahl fällt, ein Soldat sucht nach Wahrheit. Die Frage bleibt: Haben wir endlich gelernt?
Das Bühnenstück „Krieg dient nicht hier, dient nicht dort“ entfaltet eine dichte, Symbol geladene Erkundung der Zerstörungskraft des Krieges und der Fragilität des Friedens. Die zentrale Figur ist der Baum – eine eindrucksvolle Synthese aus der deutschen Eiche und dem mythologischen Weltenbaum Yggdrasil. Er fungiert als Erzähler, Zeuge und Mahner, der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft miteinander verbindet.
Die Inszenierung nutzt eine kontrastreiche Bildsprache: Eine verwüstete Landschaft, gezeichnet von Ruinen, zerborstenen Fahnen und den Wachen der Soldaten. Zwei regungslose Gestalten flankieren die Szenerie, während ein dritter Soldat sich dem Baum zuwendet, in einer Geste der Vorsicht, der Pflege oder des Begreifens. Das Licht ist anfangs karg und hart, es schneidet Konturen in die Szenerie, lässt die Schatten tief wirken und die Atmosphäre erstarren.
Die erzählerische Kraft des Stücks liegt in der Stimme des Baumes. Seine Worte hallen durch den Raum, mal als donnernder Bass, mal als gebrochener Hauch: „Einst riefen Fürsten, Schlacht um Schlacht, mit Eisenfaust und Feuersmacht. Die Erde bebt, die Lüfte schrein, Blut trieft herab von Stahl und Stein.“
In der klanglichen Inszenierung wird dieser Monolog verstärkt durch eine minimalistische, aber eindringliche Akustik – leise, widerhallende Schläge, dumpfes Dröhnen in der Ferne, das Echo von Stimmen vergangener Zeiten.
Im Verlauf des Stücks kehrt eine subtile Veränderung ein. Das Licht wandelt sich, ein schmaler Strahl fällt auf den Baum, reflektiert sich in den Händen des knienden Soldaten, der beginnt, die Erde zu berühren, als spüre er nach einer verlorenen Wahrheit. In einer Schwellbewegung zwischen Verzweiflung und Hoffnung ändert sich das Bühnenbild: Ein erstes Blatt erscheint, der Farbton der Umgebung wandelt sich von kaltem Grau zu vorsichtigen, warmen Nuancen. Die Soldaten, die den Baum bewachten, senken ihre Waffen, ihre Helme schwer unter der Last dessen, was gewesen ist.
Die letzte Szene konzentriert sich vollständig auf die Stimme des Baumes, der eine entscheidende Frage stellt, die nicht nur die Figuren auf der Bühne, sondern auch das Publikum trifft:
„Wird es wieder geschehen? Oder habt ihr endlich gelernt?“
Dann verfällt alles in Dunkelheit. Keine Musik, kein Applaus lenkt ab – nur Stille. Die Ungewissheit bleibt. Doch dann, ein letztes Echo, tief hallend aus der Dunkelheit:
„Krieg dient nicht hier, dient nicht dort - Jagt dem Teufel Hölle fort!“
Diese Worte gelten nicht als Frage; als Parole, hallen sie in die Stille, getragen über die Bühne hinaus, hinaus in die neue Welt.
„Krieg dient nicht hier, dient nicht dort“ ist ein Stück, das mit den Mitteln der symbolhaften Verdichtung arbeitet, mit Licht und Schatten als Erzählmitteln, mit einem Baum, der nicht nur spricht, sondern als atmendes Wesen in der Welt des Theaters existiert. Es ist ein Lehrstück im besten Brechtschen Sinne, ein Mahnmal, das sich nicht in Pathos verliert, sondern die Zuschauer mit der Verantwortung ihres eigenen Denkens zurücklässt.
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