KÄTHE: Eine Reise zu Väterchen Frost (Kurzgeschichte)

Inmitten verschneiter Hügel und geheimnisvoller Wälder erlebt Käthe die Magie der Rauhnächte. Mit ihrer Mutter entdeckt sie Traditionen, Natur und Verbindung zu den Ahnen, während sie hoffnungsvoll ins neue Jahr blickt - Die Erinnerung schwindet, doch das Foto bleibt

Dec 22, 2023 - 22:58
Dec 22, 2023 - 23:00
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KÄTHE: Eine Reise zu Väterchen Frost (Kurzgeschichte)

Am Waldesrand, umgeben von kleinen verschneiten Hügeln und geheimnisvollen Pfaden, kündigte die erste Rauhnacht eine Zeit der Ruhe und Einkehr an. Es sind schon einige Jahre vergangen, seitdem wir mit Käthe in ihrem Zuhause standen.

Käthe braucht nun keinen Tritt mehr.

Dieses aufgeweckte Mädchen mit leuchtenden Augen steht nun zusammen mit ihrer Mutter in der gemütlichen Küche und beobachtet am Fenster, wie die Schneeflocken leise zur Erde rieseln.

"Die Raunächte haben begonnen", sagte ihre Mutter liebevoll, als sie neben Käthe Platz nahm. "Es ist eine besondere Zeit, in der die Natur pausiert und wir Menschen Gelegenheit haben, das Jahr Revue passieren zu lassen."

Käthe war neugierig. "Was geschieht in den Raunächten, Mama?"

"Die Raunächte", erklärte ihre Mutter, "sind die zwölf Nächte nach Weihnachten, in denen die Welt scheinbar stillsteht. Es ist eine Zeit, in der Väterchen Frost sein Reich über die Natur ausbreitet und alles in einen tiefen Schlaf hüllt."

Jede dieser Nächte, so fuhr ihre Mutter fort, trage ihre eigene Botschaft. Sie seien eine Chance, sich von alten Sorgen zu befreien und sich auf neue Anfänge vorzubereiten. In dieser Zeit würden die Menschen traditionelle Rituale vollziehen, Räucherwerk anzünden, um Unglück fernzuhalten, und über ihre Hoffnungen und Träume nachdenken.

Gefesselt von den Erzählungen ihrer Mutter, entschied sich Käthe, diese Bräuche selbst zu erleben. Sie ging in den folgenden Nächten durch das Dorf, beobachtete die ruhende Natur und spürte die tiefe Stille, die sie umgab. Sie erkannte, wie die Natur in diesen kalten Nächten Schutz suchte und wie wichtig es war, sie zu ehren und zu bewahren.

An einem dieser Abende, als Käthe durch den frostigen Wald zu den Tieren des Waldes ging, begegnete sie Väterchen Frost. Er erschien in einem Mantel aus Eis und Schnee und sprach zu ihr: "Du hast die Bedeutung der Rauhnächte verstanden. Sie sind eine Zeit, um über unser Leben nachzudenken und unsere Verbindung zur Natur und zu unseren Ahnen zu stärken."

Erfüllt von diesen Worten kehrte Käthe heim.

Gemeinsam mit ihrer Mutter schaute sie alte Fotoalben durch und ließ sich in die Geschichten ihrer Vorfahren entführen. In jedem Album lagen handgeschriebene Zettel aus damaligen Zeiten. Sie reflektierten gemeinsam über die Vergangenheit und zogen Lehren aus den Lebenswegen ihrer Ahnen. Käthe begriff, dass die Raunächte nicht nur eine Zeit der Reflexion, sondern auch der Verbindung und Dankbarkeit waren.

Mit dem Ende der zwölften Nacht und dem Anbruch eines neuen Jahres fühlte Käthe sich wie verwandelt. Sie hat gelernt, dass die Rauhnächte eine Verbindung zwischen den Zeiten, zwischen Alt und Neu, sowie zwischen den Generationen schaffen. Sie nahm sich vor, diese Tradition zu bewahren und mit anderen zu teilen, während sie hoffnungsvoll in die Zukunft blickte - Die Erinnerung schwindet, doch das Foto bleibt.

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