Vergessen hier, die Wohltäterin, das Bier (2024)

»Vergessen hier, die Wohltäterin, das Bier« (2024) ist ein poetisches Werk, das die Vergänglichkeit und das Vergessen von einst bedeutenden Figuren und Traditionen in einer urbanen Landschaft thematisiert. Durch eindrucksvolle Bilder des Bierkutschers und der stillstehenden Trophäen wird die Kluft zwischen Vergangenheit und Zukunft reflektiert.

Sep 15, 2024 - 19:24
Sep 15, 2024 - 22:35
 0

Standesgemäß auf dem Thron, doch ohne Kelch. Alles andere wäre ein Hohn.

 

Frühe Stund, wie wohlbekannt,

Der Bierkutscher, auch Präsident genannt,

Vor den Pforten des hohen Hauses, er ist bekannt.

 

Er stellte nieder einen Turm voller Bier,

O welch seltsam Ding,

Ein Anblick macht an Beginn zwei Augenring.

 

Nun, im Schoß des hohen Standes ihrer Ehr,

Da wirket spöttisch und leis:

Sophia Hedwig, am Hafen, hier.

 

Welch Hohn bringt solch Werk,

Gleichwohl Willens des Kutschers hier!

 

Still, wie ein Trophä' stehet sie dar,

Am Destill.

So regungslos, so kalt, so unnahbar,

Gleicht einem Schatten der Albernheit.

 

Doch spricht man hier von Zukunft, toll.

Wie soll's geschehen, dass einst das

Los sich wendet,

Und aus dem Schatten der Trophä'

Das neue Leben aufersteh'?

 

Wohl redet man von großen Taten,

Von Hoffen, Wollen, Trachten.

Doch bleibet alles still und hohl,

Ein Schein, der nichts erachten.

 

Die Wohltäterin, dass ihr einst Gebot

Nun stehet sie vergessen.

Ein leerer Körper, stumm und fahl,

Gleicht einem Bildnis voller Falten,

Nur im Schatten alten Stils vermessen.

 

Bald längst verstaubt,

Ruht durstig Gier,

Ein verlorenes Zeichen:

Die Stadt, das Land, der Fluss

Im grauen düsteren Nebel, hier.

 

#Gedanken des Künstlers in bildlicher Form

Zu »Vergessen hier, die Wohltäterin und das Bier« (2024)

In den frühen Morgenstunden herrscht eine geheimnisvolle Ruhe. Ein alter, müder Bierkutscher, dessen Gesicht das Leben eines Präsidenten widerspiegelt, hält vor einem gewaltigen, ehrwürdigen Gebäude. Die mächtigen Tore dieses Hauses stehen im Dunst der Dämmerung. Sein Blick ist schwer, doch bekannt – er hat diese Szene oft erlebt. Mit Mühe stellt er einen Turm aus glänzenden Bierfässern ab, deren Gewicht sich über die Zeit in sein Gesicht eingegraben hat. Ein seltsamer Anblick – der Turm schimmert in einem fahlen Licht, als ob er aus einer anderen Welt stammt. Zwei Kreise, die Augenringe des Kutschers, formen sich wie Zeichen des ewigen Kreislaufs von Mühe und Vergessen.

Umhüllt im Inneren ruht die Stille des „hohen Standes“. Doch hier, im Schoß der Macht, lauert die Figur von Sophia Hedwig, halb im Schatten, halb im Licht. Sie ist eine spöttische Präsenz, die den Kontrast zwischen der erhabenen Architektur und der Alltäglichkeit am Hafen verkörpert. Ihr Lächeln, kaum sichtbar, zeugt von einer tiefen Ironie: Hier wirken die Menschen, doch ihr Vermächtnis verfällt in der Gleichgültigkeit.

Wie eine leere Trophäe steht die Figur da – auf dem Hofe einer Destillerie. Sie ist regungslos, kalt und unnahbar, eine Verkörperung des Überflusses, der in Bedeutungslosigkeit erstarrt ist. Sie gleicht einem leblosen Schatten, der an längst vergangene Tage der Albernheit und Verschwendung erinnert.

Trotz dieser Starre spricht man in dieser Stadt von der Zukunft – enthusiastisch und tollkühn. Doch wie soll sich das Schicksal je ändern? Im Schatten dieser einst prächtigen Trophäe fragt man sich, wann das neue Leben aus dem Verfall auferstehen wird. Worte von Hoffnung und Taten hallen durch die Straße dieser Stadt, doch sie bleiben leer, ohne Substanz. Alles ist nur ein Schein, hohl und bedeutungslos.

Die Wohltäterin, die einst die Gesellschaft versorgte, ist nun vergessen. Ihr Körper ist ein leeres Gefäß, stumm und fahl, gezeichnet von den Falten der Zeit. Sie ist zu einem zerbrechlichen Bildnis verkommen, vermessen und gebrochen im Schatten eines vergangenen Stils.

Staub hat sich über die einst lebendige Stadt gelegt. Die Gier, die einst den Durst stillte, ruht nun – verloren, wie ein Zeichen, das in der Ferne verblasst. Die Stadt, das Land und der Fluss versinken in einem grauen, düsteren Nebel, der jede Erinnerung an das alte Leben verhüllt. Die Zeit hat alles verschlungen, und nur der Nebel bleibt – eine letzte, schweigende Zeugin des Vergessens.

Wie ist Ihre Reaktion?

like

dislike

love

funny

angry

sad

wow