Sehnsuht nach Altere (2024)

In »Sehnsuht nach Altere« (2024) wird das Altern als sanfter Weg beschrieben. Der Wanderer erkennt im Spiegel des Lebens, dass Weisheit in den leisen Momenten entsteht, während er Schritt für Schritt näher zu sich selbst findet.

Okt 6, 2024 - 14:21
Okt 7, 2024 - 09:23
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Im Spiegel der Zeit sieht die junge Frau ihr älteres Selbst, ein Lächeln der Weisheit im Blick – das Leben vergeht, doch die Seele blüht weiter.

 

Sehnsuht nah dem Altere, sô sânfti undiu giwar,

Wêc, der mih ruofet, durh diu taga, jâr ze jâre.

In spegil dero zîti, thâr giwurt mîn sîn,

Wisheit burjan ûz leisemo, ûz fînemo.

 

Iogelihc runzla, diu zarto ûf daz stirni leit,

Ist rûnun, diu tiaf in dero stillî sich reit.

Un iogelihc trît in daz unbiuuizzoda hinein,

Bringet mih nâhôr, zi dhem, daz ih scal immer sîn.

 

In rîfen dhes geistes, in bleichen dher gluot,

Erkenne ih endilechen den diurorên muot.

Zu wizzanne, daz wisheit niu êr an mîn was -

Ac in iogelihchem momente, den ih lebete, sô glas.

 

#Gedanken des Künstlers in bildlicher Form

Zu »Sehnsuht nach Altere« (2024)

In der bildhaften Beschreibung dieses Gedichts erscheint der Künstler als Wanderer auf einem langen Pfad. Der Weg windet sich sanft durch die Landschaft, nicht steil, sondern erfüllt von einer ruhigen, zeitlosen Harmonie. Dieser Pfad symbolisiert das Altern – mit jedem Jahr werden die Schritte sicherer, aber auch langsamer. Eine leise Stimme ruft den Wanderer, lädt ihn ein, weiterzugehen, um die Weisheit zu finden, die in den tiefen Falten der Zeit verborgen liegt.

Plötzlich bleibt der Wanderer stehen. Vor ihm ein Spiegel, doch er reflektiert nicht das Äußere – keine Falten, keine sichtbaren Zeichen des Alters. Stattdessen zeigt er das Innere, das wahre Selbst, geformt durch die Jahre. In dieser stillen Reflexion erkennt der Künstler, dass die Weisheit in den unscheinbarsten, leisesten Momenten sprießt, wie kleine Blüten, die langsam aus dem Schatten ans Licht treten.

Sanft streicht der Künstler über sein Gesicht. Seine Finger spüren die zarten Linien, die sich auf seiner Stirn abzeichnen. Diese Falten sind mehr als Zeichen des Alterns. Sie sind Symbole tiefgreifender Erfahrungen, stiller Kämpfe, die unsichtbar, aber intensiv ausgetragen wurden. Sie sind Runen, die seine Lebensreise erzählen, unauslöschliche Spuren, in die sich Weisheit tief eingegraben hat.

Mit jedem weiteren Schritt auf diesem Pfad ins Unbekannte nähert sich der Künstler nicht einem äußeren Ziel, sondern sich selbst. Der Nebel, der einst die Sicht verhüllte, lichtet sich. Er erkennt nun, dass das Ziel seiner Reise nie an einem fernen Ort lag. Es war immer in ihm. Die innere Entfaltung – das Erwachen des Geistes – geschieht leise, fast unmerklich. Und so, wie die Glut des Lebens sanfter wird, offenbart sich der wahre Mut: die stille Kraft des Verstehens.

Am Ende dieses Weges steht eine tiefe Einsicht. Die Weisheit war nie etwas, das er in der Ferne suchen musste. Sie war immer da, ein stiller Begleiter, verborgen in den alltäglichen, oft übersehenen Momenten. Wie klares Glas, durch das man erst sehen kann, wenn man innehält und wirklich hinschaut.

Der Wanderer, der die Jahre und Falten wie einen wertvollen Schatz betrachtet, erkennt schließlich, dass die größte Erkenntnis erst durch das Altern vollständig entfaltet wird. Weisheit ist kein fernes Ziel, sondern eine ständige, stille Gegenwart, die in jedem Schritt des Lebens wohnt.

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