Das Entlein, das einen Spiegel fand (2024)

In einem verborgenen Winkel des Amazonas des Nordens lagen zwei ungewöhnliche Eier, von denen eins in die Hände eines schlauen Fuchses geriet und in das Nest einer Ente geschmuggelt wurde. Doch als das Ei schlüpfte, offenbarte sich eine erstaunliche Wahrheit: Ein schwarzer Schwan wurde geboren - Spüre den Puls.

Feb 1, 2024 - 19:25
Aug 20, 2024 - 20:11
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Das Entlein, das einen Spiegel fand (2024)
Im Spiegel, zart und klar, Das Entlein sieht, was wahrhaft war: Ein Schwan in Schwarz, voll Anmut rar.

In einem verborgenen Winkel des Amazonas des Nordens, umhüllt von einem Baldachin aus grünen Blättern, lagen zwei ungewöhnliche Eier. Sie waren größer und dunkler als die anderen und gehörten der Frau Schwänin, die es sorgsam in ihrem Nest am Schilfufer behütete.

Eines Abends, als der Vollmond hoch am Himmel stand und sein Licht wie ein sanfter Schleier über den Fluss legte, schlich ein schlauer Fuchs zum Nest. „Heute ist mein Glückstag!“, murmelte er, die Augen blitzend vor Aufregung, und rieb sich die Pfoten. Mit einem listigen Plan stahl er ein Ei und versteckte es geschickt im Nest von Frau Ente. 

Er kicherte leise: „Mal sehen, was Frau Ente dazu sagt!“

Frau Ente, die am nächsten Morgen das Ei fand, war überrascht. „Oh, welch seltsames Ei! Du gleichst einem Mond in der Nacht“, flüsterte sie liebevoll und betrachtete es neugierig. Sie nahm es sanft in ihre Obhut, als wäre es ihr eigenes.

Nach einigen Tagen der liebevollen Pflege durch Frau Ente schlüpfte aus dem Ei ein kleiner, schwarzer Schwan. „Hallo, du kleine Wunderkugel“, begrüßte Frau Ente ihn. „Du bist so groß und andersartig, aber wunderschön!“

Der junge Schwan fühlte sich bald von seinen Entengeschwistern unterschieden. „Warum bin ich so anders?“, sinnierte er, während er traurig sein Spiegelbild im Wasser betrachtete. Die Wellen des Fluss antworteten ihm leise: „Weil jeder von uns einzigartig ist, mein kleiner Freund. Und in dieser Einzigartigkeit liegt unsere wahre Schönheit.“

In den folgenden Wochen freundete sich der Schwarze Schwan mit den anderen Tieren der Flusslandschaft an. Ein neugieriges Entenküken fragte ihn eines Tages: „Warum bist du so dunkel?“ 

Der Schwan lächelte: „Vielleicht, damit ich im Mondlicht glänzen und die Sterne am Himmel widerspiegeln kann.“

Oskar, der freundliche Fischer des Ortes, der oft die Nester kontrollierte, entdeckte eines Tages den jungen Schwan im Nest der Frau Ente. „Hey, du bist kein Entlein. Du bist etwas ganz Besonderes!“, rief er erstaunt aus, seine Augen weit aufgerissen vor Verwunderung.

So schaute nicht nur der Schwarze Schwan verdutzt, auch seine Geschwisterchen waren leicht irritiert, aber auch fasziniert von dieser neuen Information und krümmten sich vor Lachen.

Als der Schwarze Schwan eines Tages einen alten, verstaubten Spiegel auf einer kleinen Schilfinsel fand, fragte er staunend: „Wer ist dieser elegante Vogel?“ Er erschrak, als er sich selbst erkannte. „Ich bin kein Entlein, sondern ein stolzer Schwarzer Schwan.“

Stolz verkündete er seine Erkenntnis und auf den Weg traf er Herrn Fuchs, um ihm zu sagen, “Schau her, ich bin ein Schwan und kein Enterich.” Daraufhin erwiderte Herr Fuchs mit einem schelmischen Lächeln und einem Funken Reue in den Augen: “Aber fliegen, wie ein Schwan, kannst du trotzdem nicht.”

Frau Ente, Herr Fuchs und die anderen Tiere versammelten sich am Abend, um diese Erkenntnis zu feiern. Frau Ente sagte: „Du bist genau richtig, wie du bist.“ Herr Fuchs fügte hinzu: „Du hast uns gezeigt, dass es gut ist, etwas anders zu sein“, und sein Blick war von leiser Reue und Bewunderung getrübt.

Der Schwarze Schwan lernte, dass Familie und Freundschaft über äußerliche Unterschiede hinausgehen. „Ich habe gelernt, ich selbst zu sein“, sagte er glücklich, „auch wenn wir über Zeit und Weiten hinweg getrennt sind.”

Als der Herbst kam und die Blätter in einem Wirbel aus Gold und Rot fielen, glitt die Schwanenfamilie vorbei. Herr Fuchs, der durch das Schilf schlich, den traurigen Schwarzen Schwan sah, sagte: „Entschuldige, ich habe dich deiner Familie entrissen. Nun stehst du an einem Punkt, an dem jeder Schwan seine eigenen Wege gehen sollte.“

Der Schwarze Schwan ging ins Wasser, ließ sich sanft von den Wellen tragen und hörte leise vom Fluss: „Flieg Schwarzer Schwan, flieg. Sie haben nach dir gesucht, um zu fliegen, damit ihr überwintern könnt. Flieg Schwarzer Schwan, flieg.“

In den folgenden Tagen lernte der Schwarze Schwan viel über das Fliegen von seinen Geschwistern. „Du bist bereit“, sagte Frau Ente eines Morgens. „Es ist Zeit für dich, zu fliegen.“

Mit einem tiefen Atemzug spreizte der Schwarze Schwan seine Flügel. Er hob ab, flog höher und höher, sein Herz voll Freude. Als er sich umdrehte, sah er Frau Ente, Oskar, Prinz den Frosch und sogar Herrn Fuchs, die alle stolz zu ihm aufblickten.

Und er flog.

Am nächsten Morgen am Schilfufer ging der Schwarze Schwan ins Wasser, ließ sich erneut in den Wogen der Wellen vom Schilfufer weggleiten und hörte leise vom Fluss sagen: „Sie sind schon weiter weg. Durch die Nacht haben sie pausiert, aber sie suchen noch nach dir.“ 

Daraufhin spreizte der Schwarze Schwan seine Flügel, paddelte kräftig und nahm Anlauf. Seine Flügel peitschten über das Wasser, und im Moment seines Aufstiegs gab er Zeichen in der Luft ab, damit die anderen ihn hören konnten.

Er flog tief über das Wasser, seine Flügel peitschten und berührten es mit kräftigen Schlägen. Dabei wiederholte er unaufhörlich die gleichen Zeichen und rief nach den Schwänen. Als er schließlich genügend Höhe erreicht hatte, vernahm er Antworten, die er ebenso verstehen konnte. So stieg er weiter auf, bis er sie sehen konnte. Und da kamen sie, die anderen Schwäne, ihm bereits in der Luft entgegen.

Gemeinsam drehten sie zum Abschied eine Runde über die wunderschöne Flusslandschaft des Amazonas im Norden und folgten dann dem Verlauf der Peene. Die Tiere der Flusslandschaft hörten während des Vorbeifliegens ein "Danke für alles, für den wunderschönen Sommer". Die Wellen stimmten mit ein: "Wir werden uns im nächsten Jahr wiedersehen, versprochen - Heimat im Herzen."

Mit jedem Tag und jeder Woche, die vergingen, wurde es im Amazonas des Nordens, der Peene entlang, ruhiger.

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