Seinem Leben vertraut (2024)

In Zeiten fern und Nebeln tief,  

Wo Stille Waldesgeist umschweift,  

Da steht ein Baum, in Ehrfurcht groß,  

Sein Wesen stark, im Wuchse bloß.

"Wenn ein Baum nicht mehr erstrebt,  

Sein Wachsen, Streben leis' verwebt,  

Dann stirbt er hin, in Stille sacht,  

Verlässt die Welt, die ihn gemacht."

So spricht der Wind, so klagt der Hain,  

Ein Schicksal teilt sich, leidvoll, rein.  

Doch nicht allein der Baum, so starr,  

Ein Spiegelbild sich offenbart.

Der Alte , einst so voller Kraft,  

Der Arbeit, Leben Freude schafft,  

Find't sich verloren, ohne Ziel,  

Ein Schatten nur, von einstigem Gefühl.

In jungen Jahren, wild und frei,  

Er pflanzte selbst, mit Sorg' und Scheu,  

Einen Setzling, zart, ins Erdreich sacht,  

Sah auf, dass er zur Stärke wacht.

"Wenn Aufgaben nicht mehr sein,  

Der Alte leidet, still und fein,  

Geht kaputt, in Seelenpein,  

Wie Baum, der fällt, nicht mehr kann sein."

Doch in der Ferne, leise, schwach,  

Ein Kind spielt, lacht, den Tag es brach.  

Zum Baum es zieht, in Ehrfurcht klein,  

Möcht' klettern, schwingen, frei sein.

Der Alte sieht, erinnert sich,  

An Zeiten, die vergangen, flüchtig.  

Im Kind, im Baum, im Erdreich tief,  

Er Hoffnung sieht, die Liebe rief.

So webt das Leben, Fäden fein,  

In jedem Ende, Anfangs Schein.  

Doch Hoffnung keimt in Dunkelheit,  

In Aufgabe, Sinn, und Zweisamkeit.

Das Kind, der Baum, der Alte vereint,  

Zeigt, dass das Leben neu erscheint.  

Wo Liebe wächst, und Sorge trägt,  

Ein jeder seinen Teil belegt.

So lernen wir, in Demut still,  

Dass Wachstum sei des Lebens Will'.  

Ob Baum, ob Mensch, im Werden liegt,  

Die Essenz, die zum Himmel fliegt.

So ehren wir, in Wort und Tat,  

Den Kreislauf, der uns Leben gab.  

In Stille wächst, in Stille fällt,  

Ein jedes Wesen, diese Welt.

Zu »Seinem Leben vertraut« (2024)

Inmitten der Zeit, wenn die Ferne sich mit tiefem Nebel umhüllt, steht ein Baum majestätisch und groß in seiner Ehrfurcht. Sein Wesen strahlt Stärke aus, seine bloße Existenz erzählt von einem unaufhaltsamen Zyklus des Lebens.

"Ein Baum, der nicht mehr nach oben strebt, der sein Wachstum und Streben leise verwebt, der geht sanft in die Stille, verlässt die Welt, die ihn einst geformt hat", flüstert der Wind, klagt der Hain. Doch der Baum ist nicht allein in seinem Schicksal, ein Spiegelbild der menschlichen Existenz.

Da ist der Alte Mann, einst voller Kraft, der mit seiner Arbeit und Lebensfreude die Welt gestaltete. Doch nun findet er sich verloren, ohne Ziel, nur noch ein Schatten seiner vergangenen Selbst. In seiner Jugend pflanzte er einen Setzling, mit Sorgfalt und Scheu, und sah zu, wie er zu Stärke heranwuchs. "Wenn die Aufgaben sich verflüchtigen, leidet der Alte Mann still und fein, zerbricht in Seelenpein wie ein Baum, der fällt und nicht mehr sein kann."

Doch in der Ferne spielt ein Kind, lacht ausgelassen, und bricht den Tag auf seine eigene unbeschwerte Art. Es fühlt sich zum Baum hingezogen, in seiner kindlichen Ehrfurcht, möchte klettern, schwingen, frei sein. Der Alte Mann sieht dies und erinnert sich an vergangene Zeiten. Im Kind, im Baum, im tiefen Erdreich, sieht er Hoffnung und die Liebe, die ihn einst rief.

So webt das Leben seine feinen Fäden, in jedem Ende verbirgt sich der Schein eines neuen Anfangs. Doch Hoffnung keimt auch in der Dunkelheit, in Aufgaben, Sinn und Gemeinschaft. Das Kind, der Baum, der Mann sind vereint und zeigen, dass das Leben immer wieder neu erscheint, wo Liebe wächst und Sorge getragen wird. Jeder trägt seinen Teil zum Kreislauf des Lebens bei.

In Demut lernen wir, dass das Wachstum der wahre Wille des Lebens ist. Ob Baum oder Mensch, in ihrem Werden liegt die Essenz, die zum Himmel emporstrebt. So ehren wir den Kreislauf des Lebens, in Stille wächst und fällt jedes Wesen dieser Welt.