GEDANKENDUSCHE: Bürgernahe Verwaltungssprache

Bürgernahe Verwaltungssprache sollte verständlich und klar sein, doch oft wirkt sie wie eine unzugängliche, juristische Hürde. Bürger brauchen einfache, klare Worte statt übermäßiger Präzision, um Entscheidungen der Verwaltung nachvollziehen zu können.

Sep 30, 2024 - 11:33
Sep 30, 2024 - 11:49
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GEDANKENDUSCHE: Bürgernahe Verwaltungssprache
Die Verwaltungssprache ist wie ein Dschinn: Sie verwirrt und benebelt.

Die Formel „präzise und oft ohne Mehrdeutigkeit“ laut den Anforderungen bürgernaher Verwaltungssprache scheint auf den ersten Blick verführerisch... doch für uns, die Bürger, fühlt sie sich oft wie ein Stolperstein an. Was nützt uns die perfekte Genauigkeit, wenn wir das Schreiben in der Hand halten und nur Bahnhof verstehen? Man könnte fast meinen, die Behörde spricht eine andere Sprache – eine, die uns ausschließt statt einbindet.

Wir wollen einfache Antworten auf unsere Fragen, klare Informationen zu unseren Anliegen. Doch stattdessen bekommen wir Texte, die mehr nach Paragraphen und Vorschriften klingen als nach einer echten Erklärung. Natürlich ist es wichtig, dass die Behörde keine Missverständnisse zulässt, dass alles rechtlich einwandfrei ist. Aber wie sollen wir das begreifen, wenn uns die Formulierungen so komplex erscheinen, dass wir kaum einen Zugang finden?

Manchmal fühlt es sich an, als würde die Verwaltung versuchen, uns mit ihrer Präzision zu beeindrucken – oder uns schlicht mit Fachwörtern zu überrollen. Doch was bleibt, ist Frustration. Wir haben Fragen, wollen wissen, woran wir sind, und werden mit Worten konfrontiert, die mehr verwirren als klären. Diese „präzise“ Sprache mag auf dem Papier korrekt sein, aber für uns Bürger ist sie oft unverständlich. Es ist, als ob uns jemand eine perfekt ausgearbeitete Anleitung gibt – nur leider in einer fremden Sprache.

Wir wünschen uns eine Sprache, die uns wirklich anspricht. Kein Bürokratendeutsch, sondern klare, einfache Worte, die uns sagen, was wir wissen müssen. Wir brauchen keine übertriebenen Fachausdrücke oder juristische Genauigkeit, die nur die Verwaltung versteht. Stattdessen möchten wir Texte, die uns helfen, die Entscheidungen der Behörde nachzuvollziehen, ohne dass wir uns durch einen Dschungel aus Formulierungen kämpfen müssen.

Bürgernahe Verwaltungssprache sollte bedeuten, dass wir als Bürger verstanden werden und verstehen können. Wir wollen Klarheit, aber in einer Form, die für uns greifbar ist. Was bringt die schönste Präzision, wenn wir am Ende immer noch keine Antworten auf unsere Fragen haben? Klarheit sollte vor Korrektheit kommen – eine Sprache, die nicht perfekt ist, aber die zu uns spricht.

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