Des Urteils blinder Blick (2024)
»Des Urteils blinder Blick« (2024) thematisiert unsere Fixierung auf Fehler und Versagen, während wir die leise Schönheit des Verborgenen übersehen. Das Gedicht lädt dazu ein, die eigene Wahrnehmung zu weiten und auch die stillen Kräfte zu würdigen, die das Leben tragen.
Wir blicken scharf, mit strengem Sinn,
Auf alles, was zerbricht und rinnt,
Wo jeder Fehler, jedes Leid
Unsere Klage, schnell bereit.
Ein falsches Wort, ein Schritt zu weit,
Ein Plan, der stolpert, nicht gedeiht -
Schon springt der Geist, so gern beim Richten,
Um Fehler hoch hinauszuschichten.
Doch was im Stillen leise blüht,
Das Gute, das im Dunkeln glüht,
Was still und ohne großes Wort
Die Welt erhält, so fest und fort,
Das bleibt verborgen, unsichtbar,
Ein Licht, so klein und wunderbar.
Denn wenn das Auge Fehler sucht,
Verblasst, was heimlich Gutes ruht.
Wir haben längst verlernt zu sehn,
Was zarte Kraft und Mut vergehn,
Was leise unser Herz bewegt,
Die Wahrheit, die das Leben trägt.
Das Kleine, Wahre, Unbenannte,
Das nie im Rampenlicht entstande,
Hält diese Welt im Gleichgewicht,
Doch sehen wir es meistens nicht.
Wär’ unser Blick nur klug und weit,
Nicht nur, was bricht, macht Aufmerksamkeit.
Nicht nur der Riss, der uns zerreißt,
Verdient es, dass man ihn umkreist.
Drum, Mensch, versuche tief im Herzen:
Nicht nur der Tadel schärft die Schmerzen,
Denn Weisheit zeigt uns: Sehen lernt,
Wer Schönes in der Welt erkennt.
#Gedanken des Künstlers in bildlicher Form
Zu »Des Urteils blinder Blick« (2024)
In »Des Urteils blinder Blick« (2024) führt uns der Künstler in eine Welt, in der unsere Wahrnehmung oft von der Suche nach Fehlern und Schwächen geprägt ist. Die Szene entfaltet sich wie eine gedankliche Reise durch eine Landschaft, die von Strenge und Kritik dominiert wird. Hier regieren starre Blicke, die jedes Zerbrechen und Vergehen scharf ins Visier nehmen, wie ein strenger Richter im Gerichtssaal, der das kleinste Vergehen mit äußerster Wachsamkeit betrachtet. Die Atmosphäre ist geprägt von einem kühlen, starren Licht, das sich auf jedes sichtbare Makel legt, und ein Gefühl von Anspannung schwebt in der Luft.
Doch während diese starre Welt der Urteile und des Richten lebendig ist, zeichnet sich im Kontrast eine andere Szenerie ab. Es ist die verborgene Welt der unscheinbaren, kleinen Wunder, die im Schatten blühen. Hier spielt die Phantasie mit Licht und Dunkelheit: Ein sanftes, warmes Leuchten erhellt zarte Blumen, die im Verborgenen wachsen, und ein Flüstern der stillen Kraft umgibt diese zarten Lebenszeichen. Es ist das Leuchten eines kleinen, verborgenen Feuers, das unsichtbar bleibt, solange unser Blick an der Oberfläche verharrt.
Der Künstler beschreibt die Weisheit und Schönheit, die uns entgehen, wenn wir uns ausschließlich auf das Zerbrochene und Fehlerhafte fokussieren. In dieser Welt fühlt sich die Zuhörerin, als würde sie durch einen geheimnisvollen Garten wandern, wo die Stille einen sanften, beruhigenden Rhythmus hat, und der Duft der unentdeckten Blüten in der Luft schwebt. Es ist eine Einladung, die Perspektive zu wechseln, den Blick zu öffnen und die verborgenen Wunder des Lebens zu würdigen.
Das Gedicht lädt die Leserin ein, die Weisheit zu erkennen, die im Unsichtbaren liegt – die Stärke und der Mut, die in kleinen Taten wohnen, und die Wahrheit, die das Leben im Gleichgewicht hält. Der Künstler malt in Worten eine Welt, in der das Unscheinbare eine wesentliche Rolle spielt, und fordert dazu auf, die innere Haltung zu hinterfragen. Die Reise endet mit der Vision eines weiten, klugen Blickes, der nicht nur das Zerbrochene und Schmerzvolle umkreist, sondern auch das Gute und Schöne erkennt, das die Welt trägt und das Leben bereichert.
So entfaltet sich ein Bild voller Tiefgang und leiser Poesie, in dem die Zuhörerin eingeladen wird, sich mit dem Herzen zu sehen – und mit einer Sensibilität, die das Wunderbare in jedem Augenblick wahrnimmt.
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